Umhlanga Rocks - Das südafrikanische Institut Natal Sharks Board in Umhlanga Rocks bei Durban schützt seit über 35 Jahren die Badestrände der Provinz KwaZulu/Natal. Anlass seiner Gründung waren der "Schwarze Dezember" 1957 und die Osterferien 1958: Innerhalb von vier Monaten wurden damals fünf Menschen von Haien getötet. Panik breitete sich aus und die Strände verwaisten. Den Bankrott vor Augen, beschlossen die Badeorte, Hainetze aufzustellen. Heute hat in den Badeorten fast niemand mehr Angst vor Haiangriffen, obwohl die Strände von den Netzen gar nicht komplett abgeriegelt werden: Ein Hai kann ohne weiteres zwischen den Netzen durchschwimmen. So jagen die Raubfische nachts im flachen Wasser und ziehen sich tagsüber ins Meer zurück. "Viele Haie fangen wir daher auf den Strandseiten der Netze," erzählt Sabine Wintner. Die Taktik des Sharks-Board beruhe einfach darauf, die Zahl der großen und möglicherweise gefährlichen Haie zu reduzieren. Nur ein Fall in zehn Jahren Die Statistik gibt ihr Recht. Nur einmal seit 1990 wurde ein Mensch an einem geschützten Strand angegriffen: Einem Angler, der auf einem Surfbrett saß und mit zappelnden Fischen hantierte, biss ein Hai in den Fuß. An allen Stränden KwaZulu/Natals - die ungesicherten eingerechnet - ereignen sich nur etwa drei Angriffe pro Jahr. Bei jeder zehnten Attacke stirbt das Opfer. Oft beißen die Haie am frühen Abend und in sehr trübem Wasser zu - meist nur einmal. Die Forscher des Sharks-Board glauben deshalb, dass die Raubfische lediglich einen Probebiss riskieren und dann das Weite suchen. Wer tagsüber in klarem Wasser schwimmt, braucht sich keine Sorgen zu machen. Lebendig gefressen zu werden, sei eine Urangst des Menschen, so Sabine Wintner. Dies sei der Grund für den schlechten Ruf der Raubfische. Dabei bevorzugten die Haie Fische, Vögel, Robben oder Aas. "Schwimmer oder Surfer stehen gar nicht auf ihrer Speisekarte", versichert die Biologin. Speisekarte revisited Was Haie verschlingen, zeigt Ken Beere den Gästen des Instituts: Er schneidet einen Tigerhai auf. Der Magen ist fast leer, nur die Wirbelsäule eines kleineren Hais tritt hervor. "Wir haben auch mal zwei Füße gefunden", erzählt Beere. Das heiße aber nicht, dass der Raubfisch einen Menschen angegriffen habe. Es sei wahrscheinlicher, dass der Hai von der Leiche eines Ertrunkenen gefressen habe. "Nur ein toter Hai ist ein guter Hai" sei das Motto in den Anfangsjahren gewesen, so Sabine Wintner. Heute bestimme jedoch die Sorge um die Hai-Bestände die Arbeit des Sharks-Board. Die Fangzahlen gingen zurück, was auf eine Verringerung der Bestände hindeuten könnte. Deshalb habe man vor zwei Jahren an allen Stränden Netze aus dem Wasser genommen oder bei abgelegenen Stränden ganz entfernt. Die meisten Haie werden im Juni und Juli gefangen, wenn sich riesige Sardinenschwärme im flachen Wasser vor den Stränden KwaZulu/Natals aufhalten. "Wir versuchen, viele Gemeinden davon zu überzeugen, dann die Netze entfernen zu dürfen", sagt Wintner. Gerade zu dieser Zeit verbringen viele Südafrikaner ihre Ferien an der Küste. Dann müsse das Sharks-Board die Sicherheit der Badegäste und den Schutz der Haie gegeneinander abwägen: "Das ist ein ewiges Dilemma." (APA/dpa/red)