Wiener Neustadt - Am Landesgericht Wiener Neustadt hat am Mittwoch der Prozess gegen den Initiator und Ex-Chef des nach einem knappen Jahr im Oktober 1999 pleite gegangenen Comic-Museums begonnen. Schwerer Betrug in drei Fällen mit einer Schadenssumme von 4,7 Mill. S, Veruntreuungen sowie in zehn Fällen Untreue und betrügerische Krida im Ausmaß von 1,5 Mill. S. Der gelernte Kunsthändler bezeichnete sich selbst als - in wirtschaftlichen Belangen nicht bewanderter - Künstler und Ideengeber. Zur Darstellung der Persönlichkeit des Beschuldigten führte sein Verteidiger dessen künstlerische Ambitionen ins Treffen. Ein Lokalaugenschein im Museum würde deutlich machen, mit wie viel Geschick und Engagement die 65 Räume der 1.600 Quadratmeter umfassenden Ausstellungsfläche gestaltet wurden. Er sei u.a. nach Paris und New York gereist, um internationales Know-how für "sein" Museum zu sammeln, habe Wanderausstellungen veranstaltet und an den Konzepten für Wiener Neustadt gearbeitet. Hinsichtlich der kaufmännischen Seite habe sein Mandant u.a. Steuerberater und Rechtsanwälte zu Rate gezogen. Schon als er die sich anbahnenden Schwierigkeiten erkannte, habe er Konkurs anmelden wollen, sei aber seitens der Stadt mit Durchhalteparolen zum Weitermachen bewegt worden. 1995 hatte es erste Gespräche über das Museum gegeben, ab 1996 wurde das Vorhaben forciert. Für Vorarbeiten seien im Sommer 1997 400.000 S Subvention geflossen, mit denen der Beschuldigte jedoch Schulden bezahlt habe. Nach Gründung einer Museumswelt Betriebs GesmbH gemeinsam mit seiner Ehefrau gab es 2,6 Mill. S an Förderungen und weiteren Zusagen. Im Gegenzug erfolgte die Schenkung der Sammlung an die Stadt. Die Staatsanwaltschaft führte an, er habe der GesmbH neben oder trotz seines Geschäftsführerbezuges die Förderungen entzogen und den Betrieb damit wirtschaftlich ausgehöhlt. Weitere Gelder habe er sich durch Betrug und Untreue besorgt, als die Situation bereits aussichtslos war. In der Folge blieben beim 20 Millionen Schilling-Konkurs die Gläubiger, die Kinder des Beschuldigten und das Museum auf der Strecke. Dem Richter ging es am ersten Verhandlungstag vor allem darum, die Einstellung des Beschuldigten zu den ihm vorgeworfenen Delikten zu erfahren und einen Überblick über den komplexen Sachverhalt heraus zu arbeiten. Damit könne in der Folge im Sinne einer ökonomischen Prozessführung die Ladung der Zeugen erfolgen. (APA)