Netzpolitik
Napster könnte nach Urteil das Geld ausgehen
Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe möglich - Verkauf nicht mehr ausgeschlossen
Nach dem Urteil gegen die Online-Musiktauschbörse Napster könnte dem Unternehmen nach Einschätzung von Analysten das Geld ausgehen. Napster könnte mit Schadenersatzforderungen in Milliarden-Höhe konfrontiert werden, sagte Phil Leigh, Analyst beim US-Institut Raymond James and Associates, am Dienstag (Ortszeit) in Los Angeles. Napster habe bisher aber nur rund 17 Mill. Dollar (18,2 Mill. Euro/251 Mill. S) Risikokapital bekommen. Napster kann nach dem Urteil vom Montag für den kostenlosen Tausch geschützter Musikdateien haftbar gemacht werden. Auf der Website www.napster.com sind mehr als 50 Mill. Nutzer registriert. Finanzielle Ressourcen sind ausreichend
Napster-Chef Hank Barry sagte, die finanziellen Ressourcen des Unternehmens seien ausreichend, um Napster weiter betreiben zu können. Napster werde gegen das Urteil in Berufung gehen. Napster forderte seine Mitglieder zudem auf, sich beim US-Kongress für den Erhalt der Tauschbörse einzusetzen.
Napster will "legal" werden
Die Herausforderung für Napster sei, ein legales Angebot zu entwickeln und trotzdem im Geschäft zu bleiben, sagte Bill Burnham von Softbank Venture Capital. Beobachtern zufolge suchen viele Napster-Nutzer in Folge des Urteils bereits nach Alternativen zu Napster, um weiter kostenlos an komprimierte Musikdateien zu kommen. Napster droht durch die Gerichtsentscheidung nach eigener Einschätzung die Schließung der Website.
Sinkende Userzahlen könnten zum Verkauf führen
Wenn die Zahl der aktiven Napster-Nutzer auf einen Bruchteil sinke, könnte Napster einen Verkauf anstreben, sagte Analyst Leigh. Als potenzieller Käufer liege dann Bertelsmann nahe. Der Gütersloher Konzern war im Herbst mit Napster eine Allianz eingegangen. Danach soll die Bertelsmann eCommerce Group (BeCG) Napster mit Hilfe eines Kredits in ein kostenpflichtiges Angebot umwandeln, die Bertelsmann Music Group (BMG) soll anschließend Napster ihr digitalisiertes Repertoire zur Verfügung stellen und ihre eigene Klage gegen das Unternehmen fallen lassen. Die BeCG hat im Rahmen der Allianz die Option, sich an Napster zu beteiligen. Die BeCG teilte auf Anfrage mit, das Unternehmen nehme zu Spekulationen keine Stellung.