Wien - "71 Prozent der Österreicher wollen bei der EU bleiben", teilte der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), Gerhard Bauer, Mittwochvormittag bei der Präsentation einer Meinungsumfrage zur EU-Erweiterung in Wien mit. Das Ergebnis zeige, dass sich die negative Wirkung der von den EU-14 verhängten bilateralen Maßnahmen langsam verliere. Die Telefonumfrage wurde von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) durchgeführt. 1.000 Österreicher ab 16 Jahren wurden befragt. Die Sympathisanten der FPÖ sind laut SWS-Umfrage am skeptischsten: Nur 44 Prozent sind für einen Verbleib bei der EU. Die stärksten Befürworter einer EU-Mitgliedschaft sind mit 85 Prozent die Anhänger der Grünen, gefolgt von VP- und SP-Wählern (79 bzw. 73 Prozent).
Eine Minderheit der Österreicher steht laut SWS-Umfrage einer Aufnahme neuer EU-Mitglieder generell ablehnend gegenüber. So würden nur 16 Prozent der Befragten eine Osterweiterung prinzipiell ablehnen. 25 Prozent wären prinzipiell dafür und 55 Prozent antworteten, sie seien für eine Erweiterung, falls es Übergangsfristen gebe. Bei der Frage nach der Aufnahme der einzelnen Beitrittskandidaten zeigt die Umfrage, dass die Österreicher in erster Linie Ungarn (66 Prozent) und Slowenien (52 Prozent) als Beitrittskandidaten akzeptieren, dem Beitritt Tschechiens (39 Prozent), der Slowakei (37 Prozent) und Polens (37 Prozent) hingegen reservierter gegenüber stehen. F-Wähler mögen Ungarn aber nicht Tschechien Bei den Wählern der Freiheitlichen findet sich einzig im Fall von Ungarn eine größere Zahl von Befürwortern als Gegnern (42 Prozent dafür, 25 Prozent dagegen). Besonders krass ist die Ablehnung eines Beitritts von Tschechien: Nur neun Prozent der FPÖ-Anhänger begrüßen ihn, 69 Prozent lehnen ihn ab. Der Vizepräsident der ÖGfE, Heinz Kienzl, führt die reservierte Haltung der Österreicher gegenüber einem tschechischen EU-Beitritt auf die "unfreundliche Politik einzelner Landeshauptleute" zurück. So werde gegen Tschechien etwa in der Sudetendeutschen-Frage oder der Frage der Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Temelin "eine schlechte Stimmung erzeugt", die mit den außenpolitischen Zielsetzungen Österreichs nicht übereinstimme. Dennoch würden 80 Prozent der Österreicher eine Zusammenarbeit mit den Beitrittskandidaten nach einem EU-Beitritt befürworten. (APA)