Frankfurt - Der Euro hat am Freitag kräftig von unerwartet schwachen US-Konjunkturdaten profitiert und dadurch in der Spitze auf Kurse um 0,9173 Dollar zugelegt. Überraschend zogen die amerikanischen Erzeugerpreise im Jänner mit plus 1,1 Prozent so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr an, zudem nahm die Industrieproduktion entgegen der Erwartungen von Analysten um 0,3 Prozent ab. Händlern zufolge hatte die Gemeinschaftswährung bereits zuvor von einer Verunsicherung der Devisenmärkte durch Äußerungen von US-Finanzministers Paul O'Neill profitiert, der in einem Zeitungsinterview gesagt hatte, die USA betrieben keine aktive Politik eines starken Dollar. Zum Yen sackte der Euro indes wegen verstärkter Yen-Nachfrage japanischer Unternehmen vor dem Ende des Fiskaljahres am 31. März auf ein Acht-Wochentief. Gegen 15.50 Uhr MEZ notierte die Währung mit 0,9157/60 Dollar, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittag in Frankfurt den Referenzkurs mit 0,9113 Dollar ermittelt hatte. Zur japanischen Währung wurde der Euro mit 105,74/79 (EZB-Referenzkurs 104,88) Yen ermittelt. Die US-Valuta notierte mit 115,42/47 nach einer letzten Notiz am Vorabend in New York von 115,30/40) Yen. Rekordanstieg bei Erzeugerpreisen Das Arbeitsministerium an Washington hatte mitgeteilt, die US-Erzeugerpreise seien im Jänner um 1,1 nach 0,2 Prozent im Vormonat (revidiert von unverändert) gestiegen. Dies war die stärkste Steigerung seit September 1990. In der Kernrate, ohne Lebensmittel- und Energiepreise, sei ein Plus von 0,7 nach 0,1 Prozent im Dezember zu verzeichnen gewesen. Volkswirte hatten einen Anstieg der Erzeugerpreise im Berichtszeitraum um 0,3 Prozent erwartet. Überrascht habe auch der Rückgang der Industrieproduktion, sagten Händler. Diese ist im Jänner nach Zahlen der Fed im vierten Monat in Folge gefallen. Die Produktion sank zum Vormonat um 0,3 Prozent nach minus 0,5 Prozent im Dezember, teilte die US-Notenbank mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer unveränderten Industrieproduktion gerechnet. Die US-Kapazitätsauslastung sank im Jänner den Angaben zufolge auf 80,2 Prozent nach 80,7 Prozent im Vormonat. Dies sei der tiefste Stand seit August 1992, teilte die Fed weiter mit. Analysten hatten nur mit einem Rückgang auf 80,4 Prozent gerechnet. Sie werteten die Zahlen als weiteren Beleg für den Wirtschaftsabschwung in den USA. Äußerungen O'Neills In Reaktion auf die Äußerungen O'Neills sagte ein Händler: "Unsere Kunden waren über die Äußerungen (O'Neills) schockiert und haben sofort Dollar verkauft". Einige bezeichneten die Reaktion als übertrieben. O'Neill habe nicht die Finanzmärkte verunsichern oder den Dollar herunterreden wollen. "Er versuchte uns stattdessen die Botschaft mitzuteilen, dass Regierungen weder die Währung noch die wirtschaftlichen Fundamentaldaten kontrollieren können", sagte ein Analyst von UBS Warburg. O'Neills Ernennung zum Finanzminister war an den Devisenmärkten mit Skepsis aufgenommen worden, da von dem ehemaligen Chef eines exportorientierten Unternehmens eine weichere Währungspolitik befürchtet wurde. O'Neill hatte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt: "Wir betreiben nicht, wie vielfach gesagt wird, eine Politik des starken Dollar. Meiner Meinung nach ist ein starker Dollar das Ergebnis einer starken Wirtschaft." Zugleich hatte O'Neill Interventionen am Devisenmarkt nicht prinzipiell ausgeschlossen, auch wenn er diese "grundsätzlich" nicht befürworte. Ein Sprecher des US-Finanzministeriums trat dem Eindruck eines Wechsels in der US-Währungspolitik entgegen und sagte: "Es hat keine Änderung der Politik des starken Dollar gegeben". O'Neill habe nichts Neues gesagt. In Palermo treffen sich am Samstag die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G7). Die Wechselkurse werden den Angaben mehrerer Finanzminister nach dabei kein wichtiges Thema sein. (APA/Reuters)