Wien/Graz - Die Umweltorganisation Greenpeace fordert eine Importsperre für Shrimps aus tropischen Zuchtanlagen. In Proben, die in Wiener Handelsketten gezogen wurden, seien nämlich Spuren von einem in der EU längst verbotenen Antibiotikum entdeckt worden, sagte Nina Thüllen von Greenpeace am Mittwoch zum S
TANDARD
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Die Umweltorganisation hatte in Wiener Handelsketten 15 Proben gezogen und diese in Deutschland analysieren lassen. In einer der Proben fanden sich Spuren von Chloramphenicol. Der Innsbrucker Umweltmediziner Klaus Rhomberg, der die Untersuchung wissenschaftlich begleitete, beurteilt das Ergebnis als "extrem bedenklich". Er verweist auf die schweren Nebenwirkungen des Medikamentes, die dosis-unabhängig seien. Überdies bestehe die Gefahr, dass der exzessive Einsatz des Medikamentes in der Shrimpszucht zu Resistenzen zu führe. Bei Chloramphenicol handle es sich um ein Antibiotikum, das in der Humanmedizin "dringend gebraucht werde", da es hochwirksam sei.
Für Nina Thüllen von Greenpeace ist die positive Probe aus dem Supermarkt "sicher nur die Spitze des Eisberges, wer weiß, was sonst noch alles in den Regalen lagert." Das eigentliche Problem der Meerestiere aus exotischen Ländern sei die geringe Kontrolle beim Import in die EU. Pro hundert Tonnen werde nur eine Stichprobe gezogen.
"Gläserner Bauernhof"
Um das Problem des illegalen Arzneieinsatzes in der heimischen Tiermast in den Griff zu bekommen, verlangt der steirische Präsident der Tierärztekammer, Franz Krispel, die Schaffung von "gläsernen Bauernhöfen".
Es müsste nun flächendeckend ein Tiergesundheitsdienst samt zentraler Datenbank eingerichtet werden, mit dem die Arzneien von der Produktion bis zur Anwendung lückenlos kontrolliert werden können. Krispel zum S
TANDARD
: "Es muss möglich werden, dass wir auf einen Knopf drücken und sofort über den Zustand der Tiere und des Medikamenteneinsatzes des Bauernhofes X Bescheid wissen. Wenn jetzt nicht wasserdichte Lösungen geschaffen werden, stehen wir in zwei Jahren immer noch da, wo wir jetzt sind."
Merkur nimmt alle Zuchtgarnelen aus dem Regal
Nach dem Vorliegen von Untersuchungsergebnissen, die im Produkt Crevettes Royal der französischen Firma Escal Spuren von verbotenen Antibiotikarückständen ergeben haben, hat die Supermarktkette Merkur reagiert: Es wurden nicht nur die Produkte des betroffenen Lieferanten sofort aus dem Sortiment genommen und vernichtet, sondern sämtliche aus Zuchtkulturen stammende Garnelen, für die nach dem derzeitigen Wissensstand keine Unbedenklichkeitsgarantien vorliegen, vorläufig ausgelistet. (red/APA)