Belgrad - Das serbische Parlament hat am Mittwoch Dutzende Parteigänger von Slobodan Milosevic in hohen Ämtern der Justiz entlassen und damit den Weg für rechtliche Schritte gegen das frühere Staatsoberhaupt geebnet. Einige Richter oder Staatsanwälte baten selbst um ihre Ablösung, andere wurden per Einzelabstimmung abgesetzt und von neuen Kräften ersetzt, die zu einer strafrechtlichen Verfolgung Milosevics bereit sind. Zuvor hatten die Abgeordneten ein Mediengesetz aus der Zeit Milosevics abgeschafft. Das im Oktober 1998 in Kraft getretene Mediengesetz führte zu hohen Geldstrafen für regierungskritische Berichterstattung und ermöglichte ein rasches Verbot unabhängiger Medien. Die Abgeordneten stimmten mit 142 zu 47 Stimmen für die Abschaffung des Gesetzes. Staatspräsident Vojislav Kostunica hatte am Dienstag angekündigt, Jugoslawien bereite ein Gesetz vor, das unter Umständen die Auslieferung Milosevics an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gestattet. Der Staatspräsident hat eine Überstellung Milosevics nach Den Haag bisher stets abgelehnt. In den vergangenen Wochen ist jedoch der internationale Druck auf Belgrad gestiegen, mit dem UNO-Tribunal zusammenzuarbeiten. Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic erklärte am Mittwoch in London, zunächst sollte Jugoslawien selbst die Gelegenheit erhalten, Milosevic vor Gericht zu stellen. Die Chefanklägerin des Haager Tribunals, Carla del Ponte, reiste unterdessen in die jugoslawische Republik Montenegro. Sie will sich dort mit Präsident Milo Djukanovic treffen und unter anderem über den Fall Milosevic sprechen, teilte ihre Sprecherin mit. Milosevic ist vor dem UNO-Tribunal wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. (APA/AP)