Belgrad - Das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag muss nach den Worten des jugoslawischen Ministerpräsidenten Zoran Zizic bis mindestens Juni warten, bevor das Parlament in Belgrad über ein Gesetz zur Auslieferung jugoslawischer Staatbürger entscheidet. Es sei nicht einfach, die bestehenden rechtlichen Hindernisse für die Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal aus dem Weg zu räumen, sagte Zizic am Mittwoch. Die damit betraute Gruppe könne ihre Arbeit nicht vor Juni abschließen. Am Sonntag hatte der Ministerpräsident erklärt, solange er im Amt sei, werde der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic nicht an das Tribunal ausgeliefert. Das UNO-Gericht zur Ahndung von Verbrechen im früheren Jugoslawien hatte Milosevic und vier seiner Mitarbeiter 1999 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Kosovo angeklagt. Milosevics Nachfolger im Präsidentenamt, Vojislav Kostunica, hat dessen Auslieferung bislang abgelehnt und dies damit begründet, dass die jugoslawische Verfassung dies untersage. Stattdessen hatte Kostunica vorgeschlagen, Milosevic vor ein jugoslawisches Gericht zu stellen. Die Haager Chefanklägerin Carla del Ponte besteht jedoch auf der Auslieferung des früheren Staatschefs. Fortsetzung der West-Hilfe Der Koordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa, Bodo Hombach, hat sich strikt dagegen gewandt, Wirtschaftshilfe und Investitionen für Jugoslawien von einer Auslieferung Milosevics an das UNO-Kriegsverbrechertribunal abhängig zu machen. Eine Verzögerung des wirtschaftlichen Aufbaus wäre "völlig falsch" und würde Milosevic nur in die Hände spielen, sagte Hombach am Mittwoch bei einem Besuch der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. "Das Ziel ist: Milosevic gehört (vor das UNO-Tribunal) nach Den Haag, und er wird eines Tages dort sein", versicherte Hombach. "In Jugoslawien gibt es jedoch eine Verfassung, die wir bis vor einem Jahr in Deutschland auch hatten, und die die Auslieferung von Staatsbürgern an Gerichte im Ausland verbietet." In Deutschland habe es ein Jahr gedauert, die Verfassung in diesem Punkt zu ändern. Deshalb dürfe man Jugoslawien nicht zu sehr drängen. Zur Zeit komme sehr viel Druck von Kroatien. Doch Kroatien sei schon Mitglied im Stabilitätspakt gewesen, als Franjo Tudjman noch regiert habe, und der habe auch nicht daran gedacht, mit dem UN-Tribunal in Den Haag zusammenzuarbeiten. Der zusammen mit Hombach nach London gereiste serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic versicherte, Milosevic werde in Kürze vor Gericht gestellt werden, allerdings in Belgrad und nicht in Den Haag. "Wir sollten zunächst unseren eigenen Institutionen eine Chance geben", sagte er. "Wir haben keinen Grund, ihn zu schützen. Wir waren auf seiner Todesliste. Er hat versucht, uns zu eliminieren." Das wichtigste zur Stabilisierung der jungen Demokratie sei jetzt der schnelle wirtschaftliche Wiederaufbau. (APA/dpa)