Wien/Linz - Indirekte Schützenhilfe erhält EU-Agrarkommissar Franz Fischler im Konflikt mit Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer von Bauernbundpräsident Georg Schwarzenberger. Dieser kann sich als letzten Ausweg aus der "schlimmsten Landwirtschaftskrise in der Zweiten Republik" eine Beteiligung Österreichs an der Rinder-Ankaufsaktion der EU zur Bewältigung der BSE-Krise vorstellen. Heimische Bauern würden ihre Rinder schlachten lassen, wenn die Regierung ein entsprechendes Programm anbiete. Würde Österreich an der Aktion nicht von Beginn an teilnehmen, liefen die Bauern Gefahr, keine Mittel von der EU zu erhalten, da diese dann schon verteilt wären. Die EU zahlt 70 Prozent des Ankaufspreises der Rinder, 30 Prozent und allfällige Lagerkosten müssen vom jeweiligen Mitgliedsland getragen werden. Derzeit sei zwar der politische Druck in Richtung Ausnahmeregelung groß. "Auch ich würde mir wünschen, dass wir am Programm nicht teilnehmen müssen", sagte Schwarzenberger. Außer Frage stehe aber, dass Rinder zur Marktentlastung geschlachtet werden müssten. Österreich könne es sich nicht leisten, drei Monate zuzuwarten und erst dann teilzunehmen. Schwarzenberger ist aber dagegen, die geschlachteten Tiere "unschädlich zu beseitigen", also zu verbrennen. Stattdessen sollten zumindest die Edelteile des angekauften Rindfleisches eingelagert werden. Dieses Fleisch könne dann, wie bereits von Finanzminister Karl-Heinz Grasser und karitativen Organisationen vorgeschlagen, an Bedürftige in Österreich verschenkt oder in Konservenform an Entwicklungsländer verkauft werden. Molterer legt nach Molterer legte im Streit mit Fischler noch ein Schäuferl nach. Österreich werde alles unternehmen, um am "Marktentlastungsprogramm" nicht teilnehmen zu müssen. Er forderte die EU-Kommission erneut auf, rasch grünes Licht für eine Ausnahmeregelung Österreichs zu geben. "Wir gehen davon aus, dass seitens Brüssel eine faire und korrekte Behandlung unseres Antrags sichergestellt wird." Derzeit haben Dänemark, Schweden, Finnland, die Niederlande und Großbritannien eine Ausnahmeregelung. Einige Punkte des Fischler-Plans "zeigen in die richtige Richtung", sollten aber noch durch andere Maßnahmen ergänzt werden. So sollten die "Frühvermarktungsprämie" wieder eingeführt und die Extensivierungsprämie attraktiver gemacht werden. Fischler hatte der österreichischen Regierung "Halbherzigkeit" und "Politik am Rücken der Bauern" vorgeworfen. Österreich könne sich nicht die "Hintertüre" offen halten, erst dann teilzunehmen, wenn sich die Marktsituation weiter verschlechtere. Durch diese Aktion würden nicht mehr Tiere geschlachtet als ohne ein entsprechendes Programm, stellte Fischler klar. Auch werde kein Land gezwungen, die geschlachteten Rinder zu vernichten. "In Österreich wird die Sache gerne so dargestellt, dass Kommissar Fischler höchstpersönlich mit einem großen Fleischermesser in der Hand herumläuft und die Tiere absticht", sagte Fischler-Sprecher Gregor Kreuzhuber dem STANDARD. Der oberösterreichische Landeshauptmann und Agrarreferent Josef Pühringer will als "Angebot an den Bund" sofort zehn Millionen Schilling bereitstellen, um die BSE-Krise durch mehr Marketing für Rindfleisch zu entschärfen. (Robert Zwickelsdorfer und Andrea Waldbrunner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 2. 2001)