Wien - Gegen die Pläne von ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch über weitreichende Reformen im Gewerkschaftsbund regt sich weiter Widerstand. Nach dem Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten, Hans Sallmutter (S), gibt es nun auch vom Vorsitzenden der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Fritz Neugebauer (V) Kritik am Vorschlag, bis 2003 statt der 13 Fachgewerkschaften acht Branchengewerkschaften zu schaffen. Im Radio-Morgenjournal des ORF sagte Neugebauer, "ich bin nach wie dafür und zutiefst überzeugt, dass die Gewerkschaftsbewegung bei einer differenzierten Gesellschaft in differenzierten Berufsfeldern auch ausdifferenzierte Organisationseinheiten braucht und nicht zentrale Großorganisationen". Dass bei einer Zusammenlegung der bisher zweitstärksten Gewerkschaft GÖD mit der etwas kleineren roten Gewerkschaft der Gemeindebediensteten dann eine politische Umfärbung eingeleitet werden soll, glaubt Neugebauer nicht. "Ich denke, der ÖGB wäre schlecht beraten und das würde sehr nach Parteilichkeit ausschauen, wenn die Überlegungen des Präsidenten von rein parteipolitischen Aspekten getragen wären. Ich gehe davon aus, dass sie es nicht sind. Wir sind aufgrund von Wahlen legitimiert und nicht durch den ÖGB-Bundeskongress", so der Vizepräsident des ÖGB. Sallmutter hatte zuletzt erklärt, es handle sich "sicherlich um keinen sonderlich guten Plan, wenn im Ergebnis eine kräftige Reduktion der Mietglieder stärksten Gewerkschaft" (GPA) herauskomme. Generell sei er natürlich für Überlegungen in Richtung einer modernen, durchsetzungsfähigen und schlagkräftigen Gewerkschaftsorganisation. Nur könne man eine Reform nicht am Reißbrett machen. Derzeit werde nur überlegt, Gewerkschaften kreuz und quer zu verschieben. Verwundert über die öffentliche Debatte zur ÖGB-Reform zeigte sich der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz, Johann Driemer. Dies sei der notwendigen Strukturreform nicht dienlich und hemme den weiteren Entwicklungsprozess. In der Sache selbst tritt Driemer sehr wohl dafür ein, schlagkräftiger zu werden und die Ressourcen optimal zu nutzen. Positiv äußerte sich der Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, Günter Weninger. Er unterstütze den Vorschlag von Verzetnitsch, "denn nichts zu machen, wäre das Schlechteste". Es gehe auch "nicht ums Zertrümmern, sondern um eine bessere Zusammenarbeit innerhalb der Gewerkschaft". (APA)