Wieso Lahti (sprich: Lachti), das immerhin bereits im Jahre 1443 urkundlich erwähnt und schon 1870 an die Eisenbahnlinie von Helsinki nach St. Petersburg angeschlossen wurde, erst 1926 die ersten nordischen Skiweltmeisterschaften zugeteilt bekam, sei dahingestellt. Jedenfalls hat die FIS diese Nachlässigkeit längst revidiert, Lahti durfte seither, wann immer Lahti wollte. Es wollte 1938, 1958, 1978, 1989 und eben 2001. Das ist ein Rekord, wie FIS-Präsident Gianfranco Kasper betonte. "Die Infrastruktur stimmt halt." Wird die Schanzenanlage als Wahrzeichen einer Stadt angegeben, kann das zweierlei bedeuten. Entweder sie ist so toll und architektonisch überaus wertvoll, oder es ist sonst nichts da. Auf Lahti trifft das "oder" zu, sogar Reiseführer warnen davor und empfehlen den Rest von Finnland. Atmosphärisch ist es zwischen Leverkusen und Dnjepropetrowsk anzusiedeln, die Lebensqualität soll aber gar nicht so übel sein, gewiss ist sie deutlich höher als in Dnjepropetrowsk. Für Abwechslung sorgen Eisregen und nordische Weltmeisterschaften, auf Finnisch ist eine WM eine MM (mailmaan mestaruuden). Lahtis Karl Schranz nennt sich Marjo Matikainen-Kallstrom und ist eine Frau, 1979 gewann sie, logischerweise in Lahti, nicht ein oder zwei, sondern gleich fünf Medaillen im Langlauf. Darauf angesprochen, lächelte sie verlegen, so, als hätte sie ein Pantscherl mit Dagmar Koller gehabt. Hat sie nicht. Sie dürfte überhaupt bescheiden sein, sprach nicht in Superlativen, nannte nur simple Zahlen. 500 Athleten aus 39 Nationen beteiligen sich an der WM, erstmals sind Kirgisien, Marokko und China dabei. In 19 Bewerben werden 57 Medaillen vergeben, neu im Programm sind die Sprints im Langlauf und das Mannschaftsspringen von der normalen Schanze. Dieses wird wieder verschwinden, die FIS beschenkte nur den finnischen Verband. Dass der ÖSV in St. Anton keine zweite Herrenabfahrt bekam, ist wohl auf seinen zu geringen Einfluss zurückzuführen. Plastiksessel 33 TV-Stationen senden, das Budget beträgt 45 Millionen finnische Mark, rund 105 Millionen Schilling. Als Reingewinn werden 15 Millionen Finnmark erhofft, vor Ort 300.000 Zuschauer erwartet.