Wien - Die Internetcompany der Telekom Austria (ehemals A-Online) richtet seine Geschütze auf den Mitbewerber Chello. Enttäuschte Kunden der Internettochter von UPC Telekabel, die nach der kürzlich bekannt gegebenen Tariferhöhung für den schnellen Internetzugang via Telekabel tiefer in die Tasche greifen müssen, sollen durch ein Lockangebot zum Umstieg zur Telekom-Tochter bewegt werden. Jet2Web winkt mit einem besonderen Zuckerl: Chellisten, die in Zukunft auf den schnellen Datenleitungen via Telefonkabel über die ADSL-Technik (Asymmetric Digital Subscriber Line) auf dem Datenhighway surfen wollen, können sich durch den Umstieg je nach Produkt zwischen 3095 und 4656 Schilling sparen. "Umsteiger brauchen keine Errichtungskosten für den Internetzugang zahlen und können insgesamt drei Monate gratis surfen", winkt Eduard Zehntner, Geschäftsführer von Jet2Web Internet, mit seinem Lockangebot an die Adresse enttäuschter Chello-Surfer. Zusätzlich ersparen sich die untreuen Chellisten für drei weitere Monate die Telefon-Grundgebühren für den Standard-Telefontarif, das beim Anschluss beim so genannten "A-Online Speed"-Paket bereits inkludiert ist. "Bei der Monatspauschale sind wir um zehn Schilling teurer", sagt Zehetner. Für das Produktbündel Internet und Telefon bezahlen Chello-Kunden zurzeit 799 Schilling monatlich, das gleichwertige ADSL-Paket von Jet2Web kostet 788 Schilling. Der "Kundenklau" "Einige Tausend" der offiziell 78.076 Chellisten (Stand: September 2000) will Zehetner zum Umstieg bewegen. Branchenkenner schätzen, dass nach der massiven Werbekampagne, die bis zum Jahresende lief, über 100.000 Kunden die Chello-Dienste nutzen. 50.000 Kunden mit ADSL-Anschlüssen zählt derzeit Jet2Web, 11.000 befinden sich noch in der Warteschleife und sollen in den kommenden Wochen den Schnellzugang zum Datenhighway erhalten. Insgesamt 75 Prozent der österreichischen Haushalte können bereits mit ADSL an das Internet angeschlossen werden. Chello bietet derzeit nur in den Städten Wien, Graz, Klagenfurt und Wiener Neustadt Breitbandverbindungen ins Internet an. Nichts ändert sich bei Jet2Web an der Datenobergrenze von einem Gigabyte, die gratis via Internet auf den eigenen Personal Computer heruntergeladen werden darf. Wer beim Download von Musikdateien im MP3-Format oder Videos die Grenze überschreitet, hat für jedes weitere Megabyte ein Schilling zu bezahlen. Ab dem dritten Gigabyte werden fünf Schilling pro Megabyte berechnet. Chello hingegen hat noch keine Obergrenze eingeführt. Das Lockangebot richtet sich zunächst nur an den Privatanwender. Kleine Firmen, die via ADSL ins Internet wollen, können von diesem Angebot nicht profitieren. "Keinen übereilten Hüftschuss werden wir machen", sagt Gustav Soucek, Sprecher von UPC Telekabel, zum S TANDARD in einer ersten Reaktion . Die von der Telekom-Tochter versprochene Download-Rate in der Höhe von 512 Kilobit pro Sekunde sei im Ortsnetz aus "physikalischen Gründen" nicht realistisch. Chello überträgt die Daten mit 300 Kilobit pro Sekunde. (jake, DER STANDARD, Printausgabe 16.2.2001)