Wien - SV Ried ist nicht mehr der "Lieblingsgegner" der Wiener Austria. Die Innviertler siegten vor 4.000 Zuschauern im Horr-Stadion durch einen Rothbauer-Treffer (47.) und einen Brunmayr-Freistoß (91.) 2:0 (0:0), womit die welken Veilchen nun schon fünf Runden sieglos sind. Mehr noch, es war der erste Sieg der Rieder gegen die Violetten in Wien, die im "head to head" auf eigenem Platz bisher in acht Spielen (Torverhältnis 13:1) erst einen einzigen Punkt (8. November 1995) abgegeben und sieben Mal gewonnen haben. Die Partie plätscherte in der ersten Hälfte lange Zeit dahin. Die Austria war zwar bemüht, hatte auch mehr vom Spiel, aber so richtig auf Touren kam das violette Werkl nie. Von der Leistung in den zweiten 45 Minuten in Graz, wo man gegen Meister Sturm ein 0:2 aufgeholte hatte, war man weit entfernt. Deshalb hatten es die defensiv eingestellten und auf Konter bedachten Innviertler auch leicht, ihr Gehäuse, wenn auch mit Glück, rein zu halten. Die Wiener hatten vor der Pause drei gute Möglichkeiten. Mayrleb scheiterte nach Rachimow-Zuspiel aus kurzer Distanz an Oraze (25.) und köpfelte nach Siadaczka-Flanke dem Ried-Keeper (29.) in die Arme. In der 41. Minute schien das 1:0 perfekt: Ivancic setzte nach einem Stöger-Freistoß den Ball per Kopf an die Latte, den Abpraller schoss Mayrleb über das Tor. Auf der Gegenseite war neun Minuten zuvor nach einem "Break" Lauwers allein vor Kreissl aufgetaucht, doch der Keeper wehrte ab. Aber zwei Minuten nach dem Wechsel musste sich Kreissl geschlagen geben. Rothbauer übernahm eine Drechsel-Flanke direkt und hob den Ball über den Austria-Keeper zum 1:0 ins Lange Eck. Es war das erste Rieder Tor im Horr-Stadion seit 449 Spielminuten. Herbert Prohaska reagierte, brachte für Datoru und Leitner mit Sobczak und Stary, der später allerdings wieder verletzt ausschied und durch M. Wagner ersetzt wurde, neue Kräfte. Die Gastgeber erzeugten mehr Druck, waren aber mit ihrem Latein meist an der Strafraumgrenze am Ende. Ausnahmen waren ein Mayrleb- Schuss (77.), den ein Verteidiger vor der Linie abwehrte, und ein Ivancic-Kopfball (86.). Die Rieder versuchten, den Vorsprung über die Distanz zu bringen, und kamen in der Nachspielzeit sogar noch zum 2:0: Der Ex-Austrainer Brunmayr (91.) zirkelte in der Nachspielzeit einen Freistoß zum 2:0 in Netz. Prohaska kündigte Konsequenzen an: "Laufbereitschaft einiger Spieler lässt zu wünschen über" Herbert Prohaska (Austria-Trainer): "Wir glauben, eine bessere Mannschaft zu sein, als wir sind. Es wird jetzt sicher Konsequenzen geben. Spielerische Akzente sind zeitweise vorhanden gewesen, nur die Laufbereitschaft einiger Spieler lässt zu wünschen über. Wir reden zwar immer über vermeidbare Fehler und Verbesserungen, aber in die Realität wird leider nichts umgesetzt." Wolfgang Knaller (verletzter Austria-Keeper): "Ich bin sprachlos und enttäuscht. So wie heute dürfen wir uns nicht mehr präsentieren. Wir müssen uns in den nächsten Spieler sehr am Riemen reissen." Heinz Hochhauser (Ried-Trainer): "Meine Mannschaft hat heute das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Man kann sich auswärts nicht nur hinten reinstellen, sondern muss auch selber aktiv sein. Zum Glück ist uns das gelungen. Ich bin überrascht, dass es so gut gelaufen ist. Ich bin sehr zufrieden mit dem Auswärtssieg, denn so etwas ist für uns eine Seltenheit." Roman Stary, der vor dem Anpfiff vom Bundesliga-Vorstand Reinhard Nachbagauer und Austria-Präsident Rudolf Steicher als Schützenkönig und bester Spieler der vergangenen Ersten Division geehrt worden war, wurde zum Pechvogel. Der Neo-Austrainer war in der 56. Minute für Leitner eingewechselt worden, schied aber eine Viertelstunde später mit einem Kreuzbandriss im linken Knie aus und fällt länger Zeit aus. Austria - Ried 0:2 , Horr-Stadion, 4.000, Benkö Torfolge: 0:1 (47.) Rothbauer 0:2 (91.) Brunmayr (Freistoß) Austria: Kreissl - Streiter - Dospel, Ivancic - Hopfer, Stöger, Leitner (56. Stary/71. M. Wagner), Rachimow, Siadaczka - Mayrleb, Datoru (56. Sobczak) Ried: Oraze - Kitka - Hujdurovic, Steininger - Rothbauer (80. Broser), Lesiak, Angerschmid, Drechsel, Markus Hiden - Lauwers (51. Brunmayr), Anicic (62. Villa) Gelbe Karten: Leitner, Rachimow bzw. Lauwers, Hujdurovic, Kitka