Podgorica - Die Chefanklägerin des Haager UNO-Kriegsverbrechertribunals, Carla Del Ponte, hat sich am Donnerstag in Montenegro mit Präsident Milo Djukanovic getroffen. Bei der Unterredung in Podgorica stand die Festnahme und Auslieferung mutmaßlicher jugoslawischer Kriegsverbrecher im Mittelpunkt. Djukanovic hatte in einem Fernsehinterview am Mittwoch erklärt, er sei zur vollen Zusammenarbeit mit dem Tribunal bereit. Del Ponte will offenbar mit der Reise auch den Druck auf Jugoslawien erhöhen, mit dem Gericht zu kooperieren. Sie strebt die Auslieferung des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic sowie des serbisch-bosnischen Generals Ratko Mladic an, gegen die vor dem Tribunal Anklage erhoben wurde. Der ebenfalls angeklagte ehemalige Anführer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, soll unbestätigten Berichten zufolge gelegentlich seine kranke Mutter im Norden Montenegros besuchen. Die jugoslawische Regierung will Milosevic zunächst in Belgrad vor Gericht stellen. Das serbische Parlament entließ am Mittwoch Dutzende Parteigänger Milosevics aus hohen Justizämtern und ebnete damit den Weg für rechtliche Schritte gegen das frühere Staatsoberhaupt. Am Donnerstag ernannte das Parlament sechs neue ranghohe Richter, darunter als Vorsitzende des Obersten Gerichts erstmals in der Geschichte Serbiens eine Frau. Anklagen wegen Beschießung von Dubrovnik Carla del Ponte kündigte an, dass sie "umgehend" Anklagen wegen der Ereignisse an der Front um die südkroatische Adriastadt Dubrovnik erheben werde. Entsprechende Ermittlungen sollten demnächst beendet werden. Im Herbst 1991, während des kroatischen Krieges für die Unabhängigkeit von Jugoslawien, hatte die damalige jugoslawische Volksarmee zusammen mit montenegrinischen Freiwilligen das Hinterland Dubrovniks und die historische Stadt selbst angegriffen. Del Ponte wollte nichts zum Inhalt ihrer Gespräche mit dem montenegrinischen Regierungschef Filip Vujanovic sagen, meldete die Nachrichtenagentur Beta. Vujanovic hat sich für eine "offene und konstruktive" Zusammenarbeit mit dem Gerichtshof in Den Haag und der Bestrafung alle Kriegsverbrecher ausgesprochen. (ica/APA/dpa)