Drei "Hauptprobleme" gibt es im Zusammenleben von WienerInnen und ihren MitbürgerInnen ausländischer Herkunft, beschreibt Integrationsstadtätin Renate Brauner die Situation: "Wohnen, Arbeitsplatz und die noch immer vorhandene grundsätzliche Ablehnung von AusländerInnen. Ich mache mir da keine Illusionen, auch wenn sich die vollkommen negativen Emotionen, die das Klima der vergangenen Jahre prägten, inzwischen nur noch bei einer kleinen Gruppe finden."Nicht ob, sondern wie Vielfach würden in der Öffentlichkeit die Erfolge der Arbeit der vergangenen Jahre auch nicht ausreichend wahrgenommen: "In der Schule kristallisieren sich natürlich die Probleme, und gerade hier wurde Sensationelles geleistet." 45 Prozent der Kinder mit nicht deutscher Muttersprache gehen inzwischen nach der Volksschule in eine höhere Schule und die Zahl steigt weiter. Bei ÖsterreicherInnen beträgt dieser Anteil in Wien derzeit 66 Prozent. Brauner freut sich: "Das widerspricht völlig dem verlogenen ausländerfeindlichen Bild von der Sprachbarriere, das in der Öffentlichkeit gerne vermittelt wird." Der Stadträtin geht es darum, mit einem Bündel von Maßnahmen dieses Bild zu korrigieren und Vorarbeit für künftige Aufgaben zu leisten. "Wenn ich an die Migration in die meisten europäischen Großstädte denke, stellt sich nicht die Frage, ob wir mit ZuwanderInnen zusammen sein wollen, sondern nur wie." Man müsse zu einem neuen Bild der Zuwanderung kommen, denn "das GastarbeiterInnenkonzept ist völlig veraltet. Weil ZuwanderInnen und Aufnahmegesellschaft sehr lange falsch lagen, hat die Integration viel zu spät begonnen." Zu kritisieren seien nicht die regulären ZuwanderInnen, sondern die Saisonniers. Österreich habe bereits 15.000 SaisonarbeiterInnen, die als "LohndrückerInnen" eingesetzt werden können. Brauner: "Diese Politik ist absolut widersprüchlich." Angst vor der EU-Osterweiterung müsse mensch nicht haben. Es werde sicher nicht zu Massenwanderungen von Arbeitssuchenden kommen. Breite Kommunikation Das Miteinander-Telefon sieht Brauner als wichtiges Kommunikationsmedium mit der gesamten Bevölkerung: "Durch die Hilfe der Prominenten kommen wir an Bevölkerungsgruppen heran, die wir sonst nicht erreichen würden." Besonders deutlich erinnert sich Brauner an die Telefonstunden der Rapid-Stars. Selko Radovic, der als Zuwanderer der zweiten Generation hier geboren ist, wurde zum Beispiel gefragt, warum er sich nach einem Spiel einmal nicht bei den Fans für die Unterstützung bedankt habe. Seine Antwort: weil die Fans im Spiel gegen eine kroatische Mannschaft ausländerfeindliche Parolen gerufen hatten. Und das habe ihn geärgert, auch wenn er selbst schon in Österreich geboren sei. Brauner freut sich über den bereitwilligen Einsatz vieler Prominenter für das Miteinander-Telefon. JederR, den/die mensch um die Teilnahme am Projekt ersucht habe, hätte gerne zugesagt. (bra - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 16.2.2001)