Budapest/Mogyorod - Zwei Rennen lang hatte Eddie Irvine die Formel 1-Welt auf den Kopf gestellt, die McLaren-Mercedes düpiert und den einen oder anderen großen Spruch losgelassen. Im Grand Prix von Ungarn aber schlug das "Silberpfeil"-Imperium eindrucksvoll zurück. Erstmals seit langem klappte bei der "Sternenflotte" alles problemlos, die Fahrer machten keine Fehler, die Boxenmannschaft auch nicht. Weltmeister Mika Häkkinen nützte die Gunst der Stunde und feierte einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg vor David Coulthard. Eddie Irvine wurde nach einem Fehler "nur" Dritter und liegt damit in der WM-Wertung mit 56 Punkten nur mehr zwei Zähler vor Häkkinen. Alexander Wurz wurde Siebenter und blieb damit erneut ohne Punkte. Häkkinen ab dem Start in Führung Höhepunkte waren in Ungarn Mangelware. Da half es auch nichts, dass der Kurs von Bernie Ecclestone konstruiert wurde, auf dem Hungaroring sind Überholmanöver eine Rarität. Wenn da nicht die Boxenstopps gewesen wären, Schäfchen zählen wäre spannender gewesen. Zu Beginn machte sich die Prozession angeführt von Häkkinen auf den Weg, der Finne vergrößerte dabei konstant seinen Vorsprung auf Irvine, dahinter lag Giancarlo Fisichella nach einem Super-Start auf Rang drei. David Coulthard hingegen hatte diesen verschlafen und musste so hinter Frentzen auf seine Chance lauern. Die kam erst, als die Boxenstopps begannen. An der Spitze gab es keine Änderung, einzig Coulthard schloss immer mehr zu Irvine auf, lieferte einen wahren Husarenritt und durfte sich am Ende auch die schnellste Runde zuschreiben lassen. Der spannendste Moment war dann der gleichzeitige Boxenstopp von Irvine und Coulthard und die Frage, welche Crew scheller arbeitet. Dieser rund 6,5 Sekunden dauernde Moment endete jedoch remis, Irvine blieb vor Coulthard und schien dem Schotten dann wieder zu enteilen. Aber der erste Fehler, seit er die Nummer eins-Position bei Ferrari übernommen hat, kostete den Nordiren den zweiten Platz und zwei WM-Punkte: Wegen einer zu hohen Kurvengeschwindigkeit brach der Ferrari aus, Irvine musste den Umweg über die Wiese nehmen und Coulthard sorgte für den zweiten McLaren-Doppelsieg nach Spanien in dieser Saison. Irvine enttäuscht Häkkinen hatte damit nach seiner unglaublichen Pech-Serie erstmals wieder gut lachen. "Das Team wollte, dass ich das ganze Rennen über Druck mache. Und ich tat es, denn ich hatte heute keine Sorgen um das Auto, es war einfach alles o.k." Enttäuscht war dafür Irvine: "Ich hätte mir erwartet, dass wir hier besser sind. Aber wir haben noch einige Arbeit vor uns, vor Spa müssen wir fleißig testen." Seinen "Umweg" begründete er folgendermaßen: "Nach zwei drei Runden haben die Reifen abgebaut, das Heck wurde leicht, ich war nur mehr Passagier und konnte nicht viel machen." Wurz frustriert Ein "frustrierender" Nachmittag war es für Alexander Wurz. Obwohl im Training die Leistungskurve der Benettons endlich nach oben gezeigt hatte, und Teamkollege Fisichella auch auf Podest-Kurs unterwegs war, bis sein Motor langsam abbaute und den Italiener schließlich ganz im Stich ließ. Bei Wurz lief es nicht so gut. "Der Start war o.k., aber in der ersten Kurve ist mir dann einer (Villeneuve, Anm.) hinten ins Auto gefahren. Dadurch hatte ich ein Problem am Heck, das Auto war unruhig." So unruhig, dass Wurz auch zwei kurze Ausflüge abseits der Strecke nicht erspart blieben. Damit reichte es zum zweiten Mal in Serie nur zum undankbaren siebenten Platz. "Aber immerhin sind wir im Training schon dabei gewesen", erklärte der Niederösterreicher. "Jetzt müssen wir schauen, dass das so bleibt. Und dafür brauchen wir vor Spa einen guten Test in Silverstone." Endstand des Ungarn-GP nach 77 Runden a 3,972 km (=305,921 km) : 1. Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes 1:46:23,536 Std. (Schnitt: 172,524 km/h) 2. David Coulthard (GBR) McLaren-Mercedes + 9,706 Sek. 3. Eddie Irvine (GBR) Ferrari + 27,228 4. Heinz-Harald Frentzen (GER) Jordan-Mugen-Honda+ 31,815 5. Rubens Barrichello (BRA) Stewart-Ford + 43,808 6. Damon Hill (GBR) Jordan-Mugen-Honda+ 55,726 7. Alexander Wurz (AUT) Benetton-Playlife + 1:01,012 Min. 8. Jarno Trulli (ITA) Prost-Peugeot + 1 Runde 9. Ralf Schumacher (GER) Williams-Supertec + 1 Runde 10. Olivier Panis (FRA) Prost-Peugeot + 1 Runde 11. Johnny Herbert (GBR) Stewart-Ford + 1 Runde 12. Mika Salo (FIN) Ferrari + 2 Runden 13. Ricardo Zonta (BRA) BAR-Supertec + 2 Runden 14. Luca Badoer (ITA) Minardi-Ford + 2 Runden 15. Pedro de la Rosa (ESP) Arrows + 3 Runden 16. Jean Alesi (FRA) Sauber-Petronas + 3 Runden 17. Marc Gene (ESP) Minardi-Ford + 3 Runden Ausgeschieden u.a.: Giancarlo Fisichella (ITA) Benetton-Playlife, Jacques Villeneuve (CAN) BAR-Supertec Schnellste Runde: David Coulthard (69.) 1:20,699 (177,192 km/h) Die WM-Wertungen nach dem 11. von insgesamt 16 Saisonrennen: Fahrer-WM: 1. Eddie Irvine (GBR) Ferrari 56 2. Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes 54 3. David Coulthard (GBR) McLaren-Mercedes 36 4. Heinz-Harald Frentzen (GER) Jordan-Mugen-Honda 36 5. Michael Schumacher (GER) Ferrari 32 6. Ralf Schumacher (GER) Williams-Supertec 22 7. Giancarlo Fisichella (ITA) Benetton-Playlife 13 8. Rubens Barrichello (BRA) Stewart-Ford 12 9. Mika Salo (FIN) Ferrari 6 10. Damon Hill (GBR) Jordan-Mugen-Honda 6 11. Alexander Wurz (AUT) Benetton-Playlife 3 12. Pedro-Paulo Diniz (BRA) Sauber-Petronas 3 13. Johnny Herbert (GBR) Stewart-Ford 2 14. Olivier Panis (FRA) Prost-Peugeot 2 15. Pedro de la Rosa (ESP) Arrows 1 16. Jean Alesi (FRA) Sauber-Petronas 1 17. Jarno Trulli (ITA) Prost-Peugeot 1 Konstrukteurs-WM: 1. Ferrari 94 2. McLaren-Mercedes 90 3. Jordan-Mugen-Honda 42 4. Williams-Supertec 22 5. Benetton-Playlife 16 6. Stewart-Ford 14 7. Sauber-Petronas 4 8. Prost-Peugeot 3 9. Arrows 1 Nächster WM-Lauf: GP von Belgien in Spa-Francorchamps am 29. August. (APA)