Frankfurt/Main - Mobbing unter Schulkindern ist spätestens seit Ende der 60er Jahre bekannt. Anfang der 80er Jahre entdeckte der schwedische Professor Heinz Leymann, dass es dieses Problem auch unter Erwachsenen um Arbeitsplatz gibt. Aus Angst, den eigenen Job zu verlieren, wird jeder Neuzugang in einer Firma mit Argusaugen beobachtet. Jede Beförderung schürt die Angst gewisser Arbeitnehmer, ihre Machtposition zu verlieren. Leymann stellte 1990 fest, dass in Schweden 3,5 Prozent der arbeitenden Bevölkerung gemobbt wurden. In Deutschland gehen Experten heute von 1,5 Millionen Opfern aus. Mobbing-Aktivitäten können sehr unterscheidlich sein. Das kann von Beschimpfungen und totaler Ausgrenzung über Rufmord bis hin zur Unterschlagung von Informationen gehen. Im fortgeschrittenen Stadium kann es auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen oder zur sexuellen Belästigung kommen. "Die Betroffenen wollen es zum größten Teil nicht wahr haben, aber es kann jeden treffen", erklärt Lothar Drat, Geschäftsführer des deutschen Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing (VPSM). Die Folgen für den einzelnen und die Gesellschaft Insbesondere Magen- und Darmprobleme sowie schwere Depressionen können eine Folge von Mobbing sein. "Über zehn Prozent aller Selbstmorde haben einen Mobbing-Hintergrund", fügt Drat vom Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing hinzu. Nicht zu verachten sind auch die volkswirtschaftlichen Kosten: Infolge von vermehrtem Arbeitsausfall kann es zu Produktionseinbußen kommen. "Statt zu arbeiten, beschäftigen sich die Mobber hauptsächlich mit ihren Aktionen", erklärt Caroline Stieber. Gemeinsam mit Kollegen erstellte sie die Anti-Mobbing-Broschüre der IG Metall. "Natürlich kann Mobbing nicht durch Betriebsvereinbarungen verboten werden, aber zumindestens wird das Thema offen angesprochen. Denn nicht jede Mobbing-Aktivität ist bewusst. Viele Kollegen machen einfach nur mit." Aus einer simplen Hänselei kann aber schnell echtes Mobbing werden. Wegen der ständigen Demütigungen ist das Opfer dann so verunsichert, dass die Arbeit darunter leidet. "Vor allem ist es wichtig, dass das Mobbing-Opfer sich nicht in die Außenseiterrolle drängen lässt", betont Birgit Rupprecht-Stroell. In ihrem Buch "Mobbing - nicht mit mir!" gibt sie konkrete Tipps: "Wenn das Gespräch mit dem Chef keinen Sinn hat und keine Unterstützung von den Kollegen zu erwarten ist, sollte der Betroffene nicht verzweifeln, sondern eine Kündigung in Betracht ziehen und einen Neuanfang wagen - bevor es zu spät ist." (APA/red)