Standard: Die "Big Brother"- Tageszusammenfassungen finden sich kaum noch unter den Top Ten bei den 14- bis 49- jährigen Sehern in Deutschland, "to club" schrammt entlang der quotentechnischen Wahrnehmungsgrenze: Ist das Phänomen Reality auch schon wieder vorbei? Andorfer: Bei den "Big Brother"-Tageszusammenfassungen sind wir immer unter den Top Ten; bei "to club" werden wir Maßnahmen ergreifen. Standard: Maßnahmen? Andorfer: "to club" dauert statt 13 nun vier Wochen, am 22. Februar kommt die letzte Folge. Es wurde nicht wie erwartet angenommen. Standard: Sat.1 behauptet nach dem Flop von "Girls Camp", das man schon tageweise ausfallen lässt oder auf spätere Termine verschiebt, Reality habe sich erledigt. Andorfer: Das mag auf Sat.1 zutreffen, nicht aber auf uns. Standard: Wie lange hält man an Reality-Formaten fest, wie viele Staffeln geben Sie "BB" noch? Andorfer: Wir werden die Zuseher mit Real-Life-Formaten, die sie nicht akzeptieren, sicherlich nicht strapazieren. Standard: Warum haben die "Verschärfungen" bei "Big Brother" in der laufenden Staffel so wenig gebracht? Andorfer: Veränderungen im Reglement sind mit einer "Verschärfung", wie Sie es nennen, nicht gleichzusetzen. Veränderungen sind erforderlich, damit die Spielshow spannend bleibt. Nach zwei Wochen erscheint mir eine schlussendliche Beurteilung der Veränderungen noch ein wenig verfrüht. Standard: Welche Steigerung gibt es? Mehr Sex, den man ja nicht recht zeigen darf, scheint’s nicht zu sein. Andorfer: Ein bisschen knistern darf’s schon in einer Reality-Show. Auf Sex setzen wir bei "BB" nicht. Standard: Kommen die geplanten Formate/Sendungen von Thomas Bubendorfers Bergbesteigung bis "71 Grad Nord" noch? Andorfer: "Nanga Parbat" und "71 Grad Nord" wird es nicht geben. Standard: Warum bringt Brainpool eigentlich seine Weltraum-Reality nicht an den Mann, sprich Sender? Andorfer: Mit mir hat Brainpool noch nicht gesprochen. Standard: Wenn sie aus Ihrer Sicht noch nicht vorüber ist, wie lange geben Sie der Reality- Welle noch? Andorfer: So lange der Zuschauer dieses Format akzeptiert. Ich denke aber, es werden noch einige Jahre sein. Totgesagte leben bekanntlich länger. Standard: Und dann? Auf allen Kanälen Millionenquiz? Oder sehen Sie andere Trends? Andorfer: Quizsendungen haben ein Millionenpublikum. Wir Privaten verstehen uns als Dienstleister unseres Publikums. Es wäre töricht, erfolgreiches Programm abzusetzen oder an diesem Trend vorbeizugehen. Wer Quizsendungen nicht sehen möchte, findet bei RTL 2 genügend spannende Alternativen. Standard: 2000 gab es Rekorddaten für RTL 2 - nach Quoten und Geld. Droht heuer der Einbruch an beiden Fronten? Andorfer: Nein, wir schließen den Jänner und Februar gerade mit unserem besten Ergebnis ab. Ab Mai wird es neue Programmformate geben, die auch unsere Quoten über das letzte Jahr bringen werden. Mehr will ich dazu noch nicht sagen - die Konkurrenz kopiert zu gerne. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.2.2001)