Wien - Die Krankenversicherungen mussten im Vorjahr ein Minus von insgesamt 3,885 Milliarden Schilling hinnehmen. Allein 2,708 Mrd. S davon sind auf die Gebietskrankenkassen entfallen. Das hat der Hauptverband der Sozialversicherungsträger am Freitag bekannt gegeben. 1999 war das Gesamtminus noch bei 3,538 Mrd. S gelegen. Das größte Minus weist mit 1,126 Mrd. S wieder die Wiener Gebietskrankenkasse auf. Mehr als 500 Mill. S Abgang haben auch die Gebietskrankenkassen in Niederösterreich (553 Mill. S) und in der Steiermark (565 Mill. S). Auch die Sozialversicherungsanstalt der Bauern weist in der Krankenversicherung mit einem Minus von 843 Mill. S ein beachtliches Defizit auf. Insgesamt fällt das Defizit aber doch deutlich geringer aus, als es eine erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene Hochrechnung erwarten ließ. Diese auf dem Ergebnis der ersten drei Quartale des Vorjahres basierende Hochrechnung hatte einen gesamten Abgang von 4,86 Mrd. S prognostiziert. Schwarze Zahlen geschrieben haben im Vorjahr lediglich die Oberösterreichische Gebietskrankenkasse, einige Betriebskrankenkassen sowie die Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft. Haupt nicht überrascht "Nicht überrascht" vom deutlich geringeren Abgang bei den Krankenkassen zeigt sich Sozialminister Herbert Haupt. Er habe schon immer gewusst, dass die vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger genannten Zahlen "getürkt sind". Damit sei versucht worden, von Regierungsseite zusätzliche Mittel zu lukrieren. Haupt rechnet nun damit, dass man sich mit dem Defizit im kommenden Jahr "gegen Null" hin bewegen werde. Nach offiziellen Angaben des Hauptverbands beträgt das Minus der Krankenkassen 2000 exakt 3,885 Milliarden Schilling. Ursprünglich war noch von mehr als fünf Milliarden die Rede gewesen. Seinen Optimismus begründet der Sozialminister u.a. auf die 500 Millionen an Einsparungen im Medikamentenbereich, die für das Jahr 2001 bereits ausverhandelt sind. Auch habe sich der Hauptverband ja verpflichtet, noch mehr als 380 Millionen im Verwaltungsbereich einzusparen. Diese Maßnahmen müssten nun "endlich" umgesetzt werden. Eine weitere Reduktion des Kassenabgangs würde durch die erhöhten Rezeptgebühren und die erhöhten Tagesgebühren in den Krankenanstalten lukriert, erklärte Haupt. Waneck detto Ebenso wie Sozialminister Haupt zeigt sich auch Gesundheits-Staatssekretär Reinhart Waneck (F) Freitag Nachmittag nicht überrascht, dass der Abgang bei den Krankenkassen deutlich geringer als erwartet ausgefallen ist. Wie er betonte, seien die prognostizierten Zahlen vom Hauptverband "politisch verwendet" worden: "Das entspricht nicht einer seriösen Unternehmerkultur". Immerhin habe die Politik die ursprüngliche Hauptverbands-Prognose von einem 5,7 Milliarden-Loch ernst genommen und darauf basierend das im Vorjahr verabschiedete Reformpaket geschnürt. (APA)