San Cristobal - Bei seinem Besuch in Mexiko will sich George W. Bush mit seinem mexikanischen Kollegen Vicente Fox nicht nur über die gemeinsame Vorliebe für Cowboy-Stiefel austauschen: Der erste Staatsbesuch des neuen US-Präsidenten steht vor allem im Zeichen einer Neuausrichtung der bilateralen Beziehungen. AFP dokumentiert nachfolgend die wichtigsten Themen bei dem Treffen auf Fox' Familienfarm San Cristobal im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato. HANDELSBEZIEHUNGEN: Nach dem Willen von Bush und Fox soll der gesamte amerikanische Kontinent wirtschaftlich noch enger zusammenwachsen. Mit einem Handelsvolumen von mehr als 200 Milliarden Dollar (2,20 Mrd. Euro/30,3 Mrd. S) jährlich sind die Vereinigten Staaten der mit Abstand größte Handelspartner Mexikos. Ein Viertel seines Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet der mittelamerikanische Staat mit Exporten in den nördlichen Nachbarstaat. Das abgebremste Wirtschaftswachstum der USA wirkt sich negativ auf das Wachstum in Mexiko aus, das in diesem Jahr voraussichtlich bei vier Prozent liegt, im Vergleich zu sieben Prozent im vergangenen Jahr. Seit 1994 bilden beide Staaten gemeinsam mit Kanada die Nordamerikanische Freihandelszone NAFTA. ENERGIEWIRTSCHAFT: Bush will mit dem mexikanischen Staatschef eine Zusammenarbeit in Energiefragen erörtern. Hintergrund ist die Versorgungskrise im US-Bundesstaat Kalifornien. Fox begrüßt diese Initiative als "vernünftige" Einladung für die Entwicklung einer gemeinsamen Energiepolitik innerhalb der Nordamerikanischen Freihandelszone. Der direkte Beitrag Mexikos für den US-Strommarkt fällt derzeit noch relativ bescheiden aus: Nach Angaben der mexikanischen Elektrizitäts-Kommission speist Mexiko seit Ende Jänner pro Woche 50 Megawatt Strom in das US-Stromnetz ein. DROGENHANDEL: Mexiko spielt für Washington eine entscheidende Rolle bei der Drogenbekämpfung. Nach Schätzungen der US-Antidrogen-Behörde DEA sind die mexikanischen Drogenkartelle von Tijuana, Juarez, Sinaloa und Colima die größten Kokainimporteure in den USA. Der neue erzkonservative US-Justizminister John Ashcroft nannte zudem die Drogenbekämpfung bei seinem Amtsantritt als eines seiner Hauptanliegen. Experten zufolge unterstützt Bush eine harte Haltung, könnte sich aber Fox gegenüber zurückhalten, um ihm in der Frage der Drogenbekämpfung im eigenen Land selbst die Initiative zu überlassen. Mexiko lehnt eine Einmischung Washingtons ab. EINWANDERUNG: Fox erntet mit seiner Forderung nach Reisefreiheit zwischen beiden Staaten wenig Zustimmung in den USA. Washington bekämpft die illegale Einwanderung an der Grenze zum südlichen Nachbarn mit hohem Aufwand. Die mexikanischen Behörden registrieren pro Jahr 300 Millionen legale Grenzübertritte zwischen beiden Staaten. 150.000 Mexikaner gelangen jedes Jahr ohne Papiere in die USA. 18 Millionen Menschen mexikanischer Herkunft leben bereits in den Vereinigten Staaten. In vielen Städten der US-Südstaaten ist spanisch mittlerweile die am häufigsten gesprochene Sprache. (APA)