Der genaue Zeitpunkt ist noch offen, aber der Knalleffekt scheint sicher: Heinz Sundt wird als Vorstandsvorsitzender der Telekom Austria (TA) zurücktreten. Seit der Gewinnwarnung im Jänner, die das Vertrauen der Investoren knapp zwei Monate nach dem Börsengang schwer erschüttert hat, geben Insider dem ehemaligen A1-Chef nur mehr eine kurze Amtsdauer. Denkbarer Termin wäre die Aufsichtsratssitzung am 27. Februar, in der Sundt seine Demissionierung bekannt geben könnte.Die Tage des TA-Chefs sind gezählt Wie Sundt war auch ÖIAG-Chef Johannes Ditz, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der TA, am Freitag für den Standard zu keiner Stellungnahme bereit. In ÖIAG-Kreisen verdichten sich dennoch die Hinweise darauf, dass die Tage des TA- Chefs gezählt sind. Sundt sei gesundheitlich angeschlagen und habe zudem nicht glaubhaft darstellen können, dass er heuer den Turnaround schaffen werde, heißt es. Große Verwunderung über die drohenden Verluste Wie berichtet, hatte sich der ÖIAG-Chef Ende Jänner in einer Pressekonferenz sehr verwundert über das Ausmaß der drohenden Verluste in der Bilanz 2000 gezeigt und den TA-Vorstand öffentlich aufgefordert, die Ursachen vorzulegen. In der TA-Aufsichtsratssitzung einen Tag später hatte sich Ditz dennoch für eine Lohn- und Gehaltserhöhung für die rund 14.500 Beschäftigten stark gemacht. Nach Ansicht des italienischen Miteigentümers wird dadurch der angestrebte Turnaround gefährdet. Bilanzminus soll 6,9 Mrd. Schilling betragen Ein Blick auf das vorläufige Jahresergebnis für 2000 lässt die Eigentümer - die ÖIAG hält 47,8 Prozent an der TA, Telecom Italia (TI) 29,8 Prozent, 18 Prozent sind in Streubesitz - den Schauer über den Rücken laufen: Der Umsatz sei von 38,2 auf 36,2 Milliarden Schilling eingebrochen, das operative Ergebnis mit 1,3 Mrd. S negativ. Das Minus in der Bilanz soll gar 6,9 Mrd. S betragen. Der zweite Managerwechsel binnen Jahresfrist ? Der zweite Managerwechsel binnen Jahresfrist - im April warf Werner Kasztler das Handtuch - könnte ohne Gesichtsverlust gelingen: Ein Totalaustausch der Vierertruppe ist unnötig. Marketing-Vorstand Heinz Brasic dürfte der ÖIAG als neuer Chef konvenieren. Nokia-Chef Brasic folgt in den Vorstand Einziger Wermutstropfen: Der ehemalige Nokia-Austria-Chef Brasic wurde von Telecom Italia für den TA- Vorstand nominiert. Damit würde der einzigartige Fall eintreten, dass ein Minderheitsaktionär den Generaldirektor stellt. Technik-Vorstand Rudolf Fischer soll’s recht sein, er wollte bereits vor einem Jahr Marketing- Chef werden in der TA. Mit dem italienischen Finanzchef Stefano Colombo ist das Triumvirat, das ohne Sundt weitermachen will, komplett. Eine öffentliche Ausschreibung für den vierten Mann ist nicht nötig, denn die Republik hält nicht mehr 50 Prozent an der TA. (Luise Ungerboeck/Der Standard, Printausgabe 17./18. 2. 2001)