Der Frühling zieht bereits ins Land, aber noch immer ist keine Entscheidung gefallen, ob Public Netbase eine Förderung des Kunststaatssekretariats bekommen wird. Für das Vorjahr. Franz Morak hatte angekündigt, erst das Ergebnis der Wirtschaftsprüfer abwarten zu wollen, die den Internet-Provider, eine Plattform für regierungskritische Aktivitäten, durchleuchteten. Mit dem positiven Zwischenbericht, im Sommer 2000 erstellt, wollte sich Morak nicht zufrieden geben. Doch seit 24. No-vember liegt auch der Endbericht vor. Und in diesem heißt es sehr eindeutig: "Hinsichtlich der satzungsmäßigen und dem Förderzweck entsprechenden Verwendung der Einnahmen haben sich formal keine Beanstandungen ergeben. Die von uns untersuchten Projektabrechnungen erhielten keine Ausgaben, die offensichtlich und in der formalen Zuordnung nicht in Zusammenhang mit den entsprechenden Projekten stehen." Konrad Becker, dem Chef von Public Netbase, war also kein Strick zu drehen. Doch Geld wurde weiterhin keines überwiesen: Einen Monat später, kurz vor Weihnachten, richtete das Staatssekretariat elf ergänzende Fragen an den Verein. Denn natürlich gab es auch Beanstandungen, z. B. bezüglich der Kassaführung. Am 2. Februar übermittelte Becker sein ausführliches Antwortschreiben. Bis zum Freitag hat er aber weder den Endbericht erhalten (obwohl er der "Betroffene" ist), noch eine Antwort. Laut Katharina Stourzh, Moraks Assistentin, werde man sich "in den nächsten Wochen" mit Beckers Erklärungen auseinander setzten. Weiterwarten lautet somit die Devise für den Aufmüpfigen, der, weil ihm dies vom Staatssekretariat angeraten wurde, noch einmal ein Förderansuchen einreichte. Nachträglich für 2000. Nichts getan hat sich seit 8. Februar, als im S TANDARD eine Analyse über Moraks Förderentscheidungen unter dem Titel Die große Feigheit vor dem Feind erschien, auch bezüglich des Depots. Wie berichtet, hatte der alte Kunstbeirat im Mai 2000 eine Empfehlung über 3,5 Millionen Schilling für 2001 ausgesprochen, der Morak nicht nachkam. Das Depot wurde bloß gebeten, einen neuen Antrag einzureichen. Laut einer "sachlichen Richtigstellung" des Staatssekretariats sei bei einem Gespräch am 22. Jänner mit den Vorstandsmitgliedern Marlene Ropac und Stella Rollig "über das weitere Prozedere Einigung erzielt worden". Der Vorstand bestreitet dies aber. Denn am grundsätzlichen Programm habe sich gegenüber 2000 nichts geändert, er wisse daher gar nicht, warum er neu einreichen sollte. Das Depot könne aber, so das Staatssekretariat, "wegen der Umbauphase" im Museumsquartier "keine volle Jahrestätigkeit entfalten", es sei "daher nicht die volle Jahresförderungssumme" notwendig. Deshalb sei das Depot gebeten worden, einen neuen Antrag zu stellen. Dieser Argumentation aber widerspricht Rollig: Es stimme zwar, dass das Depot seinen Raum verlassen muss, die Veranstaltungen könnten aber woanders, nämlich im Architekturzentrum stattfinden. Rollig konstatiert daher eine "Verschleppungs- und Zermürbungstaktik" des Morak-Büros. Mittlerweile tauchte aber ein schmaler Hoffnungsschimmer auf: Auch der neue Kunstbeirat soll - derzeit nur gerüchteweise - eine positive Förderempfehlung abgegeben haben. Ohne neuerlichen Antrag des Depots. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18. 2. 2001)