San Cristobal - Mit seiner ersten Auslandsreise nach Mexiko hat US-Präsident George W. Bush einen neuen Schwerpunkt in der US-Außenpolitik gesetzt. Bei dem eintägigen Treffen mit seinem mexikanischen Kollegen Vicente Fox vereinbarten beide Staatschefs am Freitag (Ortszeit) eine "Partnerschaft für den Wohlstand", die sich auf freien Handel und demokratische Grundwerte gründen solle. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, man wolle gemeinsam mit Kanada, dem dritten Partner des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA), eine nordamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft schaffen, "deren positive Ergebnisse auch die weniger entwickelten Gebiete des Kontinents erreichen". Er habe mit Fox über "den Nutzen von Freiheit und Wohlstand" für den gesamten amerikanischen Kontinent gesprochen, sagte Bush im Anschluss an die Gespräche vor Journalisten auf Fox' Landsitz im zentralmexikanischen San Cristobal. Bushs Mexiko-Aufenthalt wurde überschattet von Luftangriffen britischer und US-Kampfflugzeuge gegen Bagdad, bei denen mindestens zwei Menschen getötet und mindestens 20 weitere verletzt wurden. Fox lobte die Entscheidung des US-Präsidenten, als Ziel seines ersten Auslandsbesuchs nach seinem Amtsantritt vor vier Wochen das südliche Nachbarland gewählt zu haben. Seine Amtsvorgänger waren für ihren ersten Auslandsbesuch stets in das nördliche Nachbarland Kanada gereist. Beide Staatschefs betonten, das Treffen auf Fox' Familienfarm im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato habe eine gute Basis für die künftigen bilateralen Beziehungen geschaffen. "Die Partnerschaft wurde erneuert und belebt", sagte der US-Präsident. Vor seiner Reise hatte Bush in Washington für ein "Jahrhundert der Amerikas" geworben. Einwanderungsfrage Fox erkannte bei der neuen US-Regierung nach eigenen Worten eine "neue Haltung" in der Frage der Einwanderung. Beide Staatschefs vereinbarten die Aufnahme von Verhandlungen auf Regierungsebene. Washington bekämpft die illegale Einwanderung an der Grenze zum südlichen Nachbarn mit harter Hand. 150.000 Mexikaner gelangen jedes Jahr ohne Papiere in die USA, derzeit leben schätzungsweise rund drei Millionen Mexikaner in den Vereinigten Staaten. Mehr als 350 kamen im Vorjahr beim Versuch ums Leben, heimlich die Grenze zu überqueren. Offiziell leben rund 18 Millionen Menschen mexikanischer Herkunft in den Vereinigten Staaten. Die beiden Präsidenten vereinbarten auch eine engere Zusammenarbeit bei der Drogenbekämpfung. Am Donnerstag brachten US-Parlamentarier einen Gesetzentwurf ein, demzufolge Mexiko für ein Jahr von dem US-Beurteilungssystem für Länder ausgenommen bleiben soll, die mit Drogenhandel in Verbindung gebracht werden. Mexiko lehnt eine Einmischung Washingtons in Fragen der Drogenpolitik ab. Weitere wichtige Themen des eintägigen Treffens waren eine Vertiefung der Handelsbeziehungen sowie eine verstärkte Zusammenarbeit in Energiefragen. Nach dem Willen beider Staatschefs soll der gesamte amerikanische Kontinent wirtschaftlich noch enger zusammenwachsen. Mit einem Handelsvolumen von mehr als 200 Milliarden Dollar (220 Mrd. Euro/3.028 Mrd. S) jährlich sind die Vereinigten Staaten der mit Abstand größte Handelspartner Mexikos. Von einer engeren Zusammenarbeit im Energiesektor verspricht sich Bush eine Linderung der Versorgungskrise im US-Bundesstaat Kalifornien. Die beiden alten Bekannten aus ihrer Zeit als Gouverneure haben auch sonst einiges gemeinsam: Beide sind konservativ, neu an der Macht und regieren im Stil von Unternehmenschefs. Sie haben eine gemeinsame Vorliebe für Cowboystiefel und können sich in der jeweils anderen Sprache verständigen: Der 54-jährige Bush kann ein wenig spanisch, der 58-jährige ehemalige Coca-Cola-Manager Fox spricht fließend englisch. (APA/dpa)