Berlin - Die neuen deutschen Bundesländer haben sich gegen die Pläne von EU-Agrarkommissar Franz Fischler zur Stabilisierung des Rindfleischmarktes gestellt. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) äußerte am Samstag im Deutschlandfunk die Befürchtung, die ostdeutschen Großbetriebe würden regelrecht "kaputt gemacht". Eine artgerechte Tierhaltung sei nicht von der Betriebsgröße abhängig. In der "Welt am Sonntag" sprach Brandenburgs Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) von einer "nicht hinnehmbaren Maßnahme". Fischler hatte vergangene Woche unter anderem vorgeschlagen, dass künftig in der gesamten Europäischen Union maximal 90 Rinder pro Hof aus dem EU-Topf gefördert werden sollen. In Ostdeutschland gibt es fast nur Großbetriebe mit mehr als 90 Rindern. "Kontraproduktiv und inakzeptabel" Sachsen-Anhalts Agrarminister Konrad Keller (SPD) sagte der Zeitung, die Pläne hätten "mit umwelt- und artgerechter Tierhaltung nichts zu tun". Till Backhaus (SPD), Landwirtschaftsminister aus Mecklenburg-Vorpommern, bezeichnete die Förder-Obergrenze als "kontraproduktiv und inakzeptabel". Er wolle "alles politisch Mögliche aufbringen", um dies zu verhindern. Thüringens Landwirtschaftsminister Volker Sklenar (CDU) sagte, ein Prämien-Limit bei 90 Tieren "wäre das Aus für die Rindermast in Thüringen". Sein sächsischer Kollege Steffen Flath (CDU) forderte Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) auf, die Fischler-Pläne im EU-Agrarrat zu korrigieren. Fischler signalisierte in der "Welt am Sonntag" Verhandlungsbereitschaft. Die 90-Tiere-Obergrenze sei "kein Dogma", sagte er der Zeitung. Man sei "gerne bereit, zu diskutieren", falls einzelne EU-Länder andere Vorschläge unterbreiteten. Allerdings dürfe das Ziel einer Extensivierung der Landwirtschaft nicht aus den Augen verloren werden. Künast hatte den neuen BSE-Krisenplan bereits am Mittwoch in Teilen abgelehnt und vor allem die geplante Fördergrenze kritisiert. Die Deutschen würden beim kommenden EU-Agrarrat in Brüssel eigene Vorschläge vorlegen. Weitere Staaten in Opposition Neben Deutschland haben nach Informationen der "Berliner Zeitung" fünf weitere EU-Länder erhebliche Bedenken gegen die Pläne von EU-Kommissar Franz Fischler zur Neuordnung des Rindfleischmarktes. Vertreter mehrerer Länder sagten dem Blatt übereinstimmend, Großbritannien, die Niederlande, Finnland, Schweden und Dänemark lehnten die Vorschläge der EU-Kommission zum größten Teil ab. Dies würde bedeuten, dass Fischler nicht über die notwendige Mehrheit für sein Maßnahmenpaket verfüge. Von Agrarexperten aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark sowie anderen Ländern werde als Gegenvorschlag geprüft, ob die EU künftig nicht auf Stützkäufer verzichten und den Rindfleischpreis freigeben solle, schreibt die Zeitung. Wenn das Fleisch billiger werde, steige am Ende auch der Verbrauch wieder. Die EU spare pro Jahr an die vier Milliarden Mark, wenn sie auf Aufkauf und Einlagerung verzichte. (APA/dpa)