Bei den amerikanischen Arbeitnehmern herrscht angesichts einer eskalierenden Entlassungswelle in vielen Branchen zur Zeit Unruhe. Täglich kommen neue Ankündigungen über groß angelegte Stellenstreichungen der US-Konzerne. Der zehnjährige US- Konjunkturaufschwung hat sich momentan in einen Stillstand verwandelt. Plötzlich reden viele Amerikaner und Unternehmer sogar von Rezession. Die Arbeitslosenquote, die bis Oktober 2000 auf 3,9 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit 30 Jahren gefallen war, lag im Jänner 2001 bereits bei 4,2 Prozent. Der Trend zeigt eindeutig nach oben. Aller guten Dinge sind drei US-Notenbankchef Alan Greenspan und seine Kollegen haben im Jänner mit zwei Leitzinsabschlägen um je 0,5 Prozentpunkte reagiert. Der nächste Schritt wird nach Expertenmeinung mit Sicherheit am 20. März erfolgen. Der neue US-Präsident George W. Bush will mit seinem massiven Steuersenkungsplan gegensteuern. IT-Branche unter Druck Die US-Industrie hat im Dezember und Jänner 121.000 Mitarbeiter nach Hause geschickt. Die Entlassungswelle rollt im Februar noch viel höher. Der kanadische Telekomausrüster Nortel, der 65 Prozent seiner Geschäfte in den USA macht, will 10.000 seiner rund 94.500 Mitarbeiter nach Hause schicken. Dell Computer, der in seiner 16-jährigen Geschichte noch keine Mitarbeiter entlassen hatte, wird 1.700 Beschäftigte oder vier Prozent der Belegschaft entlassen. Lucent mit 16.000 Entlassungen an der Spitze Der amerikanische Telekomausrüster Lucent will 16.000, die New Yorker Telefongesellschaft Verizon 10.000, der Handy- und Chip-Produzent Motorola 9.370, der Reifenhersteller Goodyear Tire 7.200, der Nahrungsmittelhersteller Sara Lee 7.000, der Haushaltsgerätekonzern Whirlpool 6.000, das Kaufhausunternehmen J.C. Penney 5.300 und der angeschlagene Kopiergeräteanbieter Xerox 4.000 Beschäftigte nach Hause schicken. Time Warner und Amazon folgen Auch andere bekannte Unternehmen wie der Warenhausriese Sears Roebuck, der weltgrößte Medien- und Onlinekonzern AOL Time Warner, die Computerkonzerne Hewlett-Packard und Gateway sowie der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon.com. entlassen viele Mitarbeiter. Zahllose Internetfirmen haben das Handtuch geworfen oder haben mit Massenentlassungen auf die geplatzte Spekulationsblase und den schlechten Geschäftsgang reagiert. Entlassungswelle führt zu Ausgabenrückgang Die Gewinne vieler US-Unternehmen stehen unter Druck. Sie reagieren mit Entlassungen und anderen Kostensenkungsaktionen. Die Amerikaner fürchten erstmals seit langer Zeit wieder um ihre Jobs und schrauben ihre Ausgaben zurück. Geringere Verbraucherausgaben und Investitionen belasten die US-Konjunktur und werden wahrscheinlich in den kommenden Monaten noch schlimmere Hiobsbotschaften auf dem Arbeitsmarkt zur Folge haben. (Bauer/dpa)