Algier - Die Initiative des algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika zur Beendigung des neunjährigen Untergrundkriegs hat schwere Rückschläge erlitten. Seit vergangenen Mittwoch wurden in Kämpfen mit islamischen Extremisten 31 Menschen getötet. Berichten unabhängiger Medien zufolge fielen in diesem Jahr bereits rund 300 Menschen dem Konflikt mit der von den Streitkräften gestützten, weltlich orientierten Regierung und den islamischen Extremisten zum Opfer. Die schwersten Auseinandersetzungen gab es im Westen des nordafrikanischen Landes bei Sidi Bel-Abbes. Am Donnerstag wurden dort bei einem Gefecht 13 Soldaten und sechs mutmaßliche Extremisten getötet. Die Soldaten seien bei einer Suchaktion von rund 100 Untergrundkämpfern angegriffen worden, berichtete die algerische Zeitung "Liberte". Bei Razzien der Sicherheitskräfte in der Region wurden bis Sonntag Medienberichten zufolge neun mutmaßliche Untergrundkämpfer getötet. Bereits am Mittwoch seien zwei Schafhirten in der westlichen Mascara-Region bei einem Überfall getötet und ein weiterer entführt worden, meldete die Zeitung "Le Matin". Bei Thenia, einem 70 Kilometer östlich von Algier gelegenen Ort, sei ebenfalls am Mittwoch eine Person an einer von mutmaßlichen Extremisten errichteten Straßensperre getötet und eine weitere entführt worden. Seit 1992 sind in Algerien mehr als 100.000 Menschen einer Welle der Gewalt zum Opfer gefallen. Die Gewalt war eskaliert, nachdem die Streitkräfte den sich abzeichnenden Wahlsieg der Islamischen Heilsfront (FIS) nicht anerkannt hatten. Trotz einer Teilamnestie für Untergrundkämpfer ist das nordafrikanische Land noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Bouteflika drohte im vergangenen Monat mit einer Politik der "eisernen Faust" gegen die verbliebenen Extremisten. Bei seinem Amtsantritt im April 1999 hatte er versprochen, den blutigen Konflikt zu beenden. (APA/AP)