Technik
Neues Computer- Fahndungssystem beschert der deutschen Polizei ein Chaos
Kaum kompatible Teilsysteme lassen Datenverluste und Ausfallzeiten befürchten
Hamburg/München - Die Einführung eines modernen Computersystems bei der deutschen Polizei droht Medienberichten zufolge
zu einem technischen und finanziellen Desaster zu werden. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Wochenende berichtete,
erschweren Planungsfehler in den Ländern den Aufbau eines bundesweiten Fahndungssystems. "Focus" berichtete, zusätzlich zu den offiziellen
Kosten von 100 Millionen Mark gebe es ein Defizit von 140 Millionen Mark.
Nach Informationen des "Spiegels" wurde 1998 der Aufbau eines neuen, bisher 250 Millionen Mark teuren
Fahndungscomputers beschlossen. Im Oktober solle dieser das bisherige System ablösen. Eine BKA-interne Arbeitsgruppe befürchte
allerdings beim Datentransfer ein "hohes Risiko an Datenverlusten und Ausfallzeiten". Ursache seien unterschiedliche Computersysteme in den
einzelnen Ländern, die nur schwer kompatibel seien.
Kostenlawine
Momentan seien lediglich Rheinland-Pfalz und Hamburg fit für den Datenverbund. Durch Parallelbetrieb von altem und neuem System
entstehen allein dem BKA laut "Spiegel" monatlich eine Million Mark Kosten. Dazu kämen Kosten in fast der gleichen Höhe in den meisten
Ländern.
"Focus" berichtete, zu der Kostenlawine beim Aufbau des Informationssystems INPOL-neu sei es gekommen, weil das Projekt auf Grund
fehlender Experten beim BKA an Fremdfirmen habe vergeben werden müssen. BKA-Präsident Klaus Ulrich Kersten erklärte dem Magazin
zufolge, wegen der Budgetierung werde es im laufenden Haushalt nicht zu Schwierigkeiten kommen. "Wir können Umschichtungen
vornehmen, also andere Aufgaben einsparen oder zurückstellen."
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, sagte laut "Focus", in allen Einzeletats müssten nun 20 Prozent
eingespart werden. Nach Angaben des Bundes Deutscher Kriminalbeamter würden selbst wichtige Lehrgänge gestrichen. (APA/AP)