San Francisco - Es fällt nicht mehr so leicht wie in jungen Jahren, doch das Hirn hat beim Lernen selbst im Alter kaum Grenzen. Das belegten Neurologen und Psychologen auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (AAAS) in San Francisco anhand mehrerer Beispiele. "l" und "r" Jay McClelland von der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh (US-Staat Pennsylvania) gelang es im Intensivtraining, erwachsenen Japanern den Unterschied zwischen "l" und "r" hörbar zu machen. "Man musste den Klang mächtig übertreiben", damit er für sie wahrnehmbar wurde, erläuterte er in San Francisco. Doch der Erfolg blieb nicht aus. Der Grund für das Problem von Japanern, zwischen den beiden Konsonanten zu unterscheiden, sind etablierte Nervenverbindungen im Hirn, die immer wieder den gleichen Weg einschlagen und sich neuen Impulsen widersetzen. Beweglichkeit nach dem Schlaganfall Sanfte Gewalt wandte auch der Neurologe Edward Taub von der Universität von Alabama an, um die Beweglichkeit von Patienten nach einem Schlaganfall und die Aktivität in den betroffenen Regionen ihres Hirns wiederanzukurbeln. Taub legte den gesunden Arm seiner Patienten in eine Schlinge und forcierte ihren kranken Arm zu wiederholten Übungen. Am Ende seines intensiven Trainings hatten 75 Prozent der Schlaganfall-Patienten ihre Bewegungsfähigkeit zurückerlangt. Und das vom Schlag verletzte Hirnzentrum hatte seine Aktivität verdoppelt, berichtete Taub in San Francisco. Bei Neugeborenen sind Hirnzellen zum Großteil noch ungebunden, erläutert McLelland. Sowie jedoch erste Eindrücke von der Umgebung auf das Hirn einwirken, feuern dessen Zellen elektrische Impulse ab und knüpfen damit Verbindungen zu einander. Diese festgelegten Bahnen gelte es bei manchen Lernvorgängen in späteren Jahren wieder aufzulösen, sagt der Forscher. Der Akzent bleibt Um Zellen zu zwingen, einmal Erlerntes aufzugeben, sind starke Stimulationen - oder intensives Training - erforderlich. Was das Sprechen angeht, beginnt diese kritische Zeit bereits im Alter von zehn Jahren. Danach können nur noch wenige Menschen eine Zweit- oder Drittsprache ohne Akzent erlernen. Im Fall der Japaner gibt es für "l" und "r" dann nur noch eine phonetische Kategorie, während die deutsche und andere Sprachen zwei Kategorien für sie benutzt. Andere Lernprozesse aber lassen sich auch nach dem zehnten Lebensjahr noch problemlos korrigieren, trösten die US-Forscher, und etliche werden mit zunehmendem Alter immer besser und ausgefeilter. (APA/dpa)