Am Sonntag blockierten Tausende Serben die Straßen im Zentralkosovo. Auf der Straße zwischen Pristina und der Hauptstadt Mazedoniens, Skopje, schossen schwedische Kfor-Soldaten mit Gummigeschoßen auf wütende Serben, die versuchten, in albanisches Territorium einzudringen. Die Serben fordern, dass die verantwortlichen "albanischen Terroristen" gefasst werden, besseren Schutz durch die Kfor und die Rückkehr serbischer Flüchtlinge in den Kosovo.
Kosovo
Drei Polizisten getötet
"Anschlag albanischer Terroristen" - Regierung fordert KFOR-Aktion
Drei serbische Polizisten sind am Sonntagmorgen beim Dorf Lucane in der Pufferzone in Südserbien entlang der Grenze zum Kosovo getötet worden, als sie mit ihrem Fahrzeug über eine Panzermine fuhren. Unklar war zunächst, ob es sich bei der Explosion um einen Unfall handelt oder um einen Anschlag der extremistischen albanischen "Befreiungsarmee von Presevo, Medvedja und Bujanovac" (UCPMB), die in der Gegend aktiv ist. Ein Sprecher des jugoslawischen Verteidigungsministeriums bezeichnete den Vorfall als "monströse Tat albanischer Terroristen".
In Serbien wurde die Nachricht mit Entsetzen aufgenommen. Erst am Freitag waren im Kosovo sieben Serben getötet und 43 verletzt worden, als ein von der Kfor begleiteter Bus über eine 100 Kilogramm schwere, ferngesteuerte Bombe fuhr. Jugoslawiens Präsident Vojislav Kostunica machte "albanische Extremisten" für die Tat verantwortlich.
Zwei Verdächtige waren nahe des Tatortes festgenommen worden. Ob es sich bei ihnen um Albaner handelt, blieb offen. Zu dem Bombenanschlag hat sich bisher niemand bekannt. Die serbische Regierung forderte eine dringende Sitzung des UN-Sicherheitsrats und erklärte den Sonntag zum Staatstrauertag.
Straßenblockade
Der serbische Nationalrat im Kosovo brach aus Protest die Beziehungen zur UN-Verwaltung der Provinz ab. In Serbien selbst mehren sich Stimmen, die eine energische Aktion der serbischen Sicherheitskräfte in der Pufferzone fordern. Innenminister Zoran Zivkovic warnte vor einem Übergreifen des Terrorismus auf serbische Städte. Nach den jüngsten Ereignissen sei die einzige Möglichkeit, die Gewaltwelle in Südserbien zu beenden, eine "präzise Aktion" der im Kosovo stationierten internationalen Truppen, die die UCPMB aus der Pufferzone vertreiben sollte. Die UCPMB lehnt den von der internationalen Gemeinschaft unterstützten Friedensplan der serbischen Regierung ab und kämpft für die Angliederung der von Albanern bewohnten Gebieten in der Pufferzone an den Kosovo. Sie baut Bunker aus und versucht die lokale albanische Bevölkerung zu mobilisieren.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 2. 2001)