Wien - Altbürgermeister Helmut Zilk (S) tritt weiterhin massiv für eine Neuauflage der rot-schwarzen Koalition nach der Wiener Gemeinderatswahl ein. In der ORF-Diskussionssendung "Betrifft" meinte er Sonntag Abend, "es gibt überhaupt keinen Grund etwas zu verändern". SPÖ und ÖVP hätten die Stadt "hervorragend verwaltet". Auch der ehemalige ÖVP-Generalsekretär Michael Graff plädierte für eine Fortsetzung der rot-schwarzen Regierungszusammenarbeit in der Bundeshauptstadt. Für Graff ist es durchaus positiv, wenn man auf Bundes- und Landesebene mit verschiedenen Partnern Koalitionen eingehen könne. Deshalb sehe er auch bundespolitisch keine Probleme. Kritik übte Graff an der Wiener FPÖ, deren Sprung auf den "Normalisierungszug" der freiheitlichen Regierungsmannschaft "nicht ganz geglückt" sei: "Wir müssen erst sehen, ob sie noch gesellschaftsfähig werden". Für und wider Rot-Grün Vehement gegen die rot-grüne Option wandte sich der ehemalige FPÖ-Nationalratsabgeordnete Georg Mautner-Markhof. Der Industrielle warf SPÖ und Grünen vor, das Land während der Sanktionen im Stich gelassen zu haben. Daher wolle er "eine solche Regierung nicht haben". Den Grünen und im Speziellen Bundessprecher Alexander Van der Bellen bescheinigte er, von Wirtschaftspolitik zumindest in der Praxis "keine Ahnung zu haben". Gleichzeitig meinte er allerdings, dass der Unterschied einer Politik von Rot-Grün oder Rot-Schwarz "gar nicht so groß sein würde". Die frühere Grüne Umweltsprecherin Monika Langthaler hofft dagegen, "dass eine rot-grüne Regierung möglich wird". Von dieser Option verspricht sie sich einen Innovationsschub vor allem im Bereich der neuen Medien für Wien. Dass die Grünen regierungsfähig seien, hätten sie schon in vielen EU-Ländern bewiesen. Der frühere LIF-Politiker und Chef des Meinungsforschungsinstitutes OGM, Wolfgang Bachmayer, wollte sich zu den Koalitionsoptionen nicht festlegen. Bezüglich der Chancen der Liberalen, den Wiedereinzug in den Gemeinderat zu schaffen, meinte er, es gelte das Prinzip Hoffnung. Jedoch bezeichnete er dieses Szenario als "nicht ganz wahrscheinlich". Bundespolitische Auswirkungen Einig waren sich die fünf Ex-Politiker darin, dass unabhängig vom Ausgang der Wien-Wahl die schwarz-blaue Koalition auf Bundesebene weiterbestehen werde. Gewisse Auswirkungen wurden von einzelnen Diskutanten allerdings doch erwartet. So glaubte etwa Zilk, dass ein Sieg der Wiener SPÖ auch der Bundespartei Rückenwind verleihen würde. Bachmayer wiederum erklärte, dass aus seiner Sicht nur eine rot-grüne Koalition langfristig Auswirkungen haben würde. Wie die Bevölkerung auf dieses Gegenmodell reagieren würde, sei offen. Die FPÖ habe ihre prognostizierte Niederlage bereits "vorverdaut". Randthema bei der Diskussion war im Zusammenhang mit der Regierungsfähigkeit der Grünen die Vergangenheit des deutschen Außenministers Joschka Fischer. Hier hagelte es heftige Vorwürfe Mautner-Markhofs und Graffs. Beide bezeichneten ihn als ehemaligen "Terroristen". Langthaler wies dies als falsch und polemisch zurück, Zilk und Bachmayer äußerten sich nicht im Detail. (APA)