Washington/Bonn - Die Top Level Domains (TLDs = .com, .org, .net) platzen aus allen Nähten. Wer heute noch seine Wunschdomain haben will, muss schon ziemlich kreativ sein und sich einen besonderen Namen einfallen lassen. Hiervon profitieren vor allem Domain-Grabber, die sich Domain-Namen sichern und diese dann für teures Geld weiter verkaufen. Während damit in den USA harte Dollars zu verdienen sind, lassen sich Domain-Adressen in Europa nicht in bare Münze umwandeln. Doch noch intelligenter ist die amerikanische Firma Image Online Design, die sich das Markenrecht an ".web" gesichert hat. Sie untersagt nun der Verwaltungsstelle für Top-Level-Domains CORE die Vergabe dieser TLD. Das Kuriosum: ".web" gehort zu den sieben neu geforderten TLDs .shop, .firm, .info, .arts, .rec und .nom, die allerdings alle noch lange nicht verfügbar sind. Wie der Kampf um die anvisierten TLDs ausgehen wird, ist noch unklar. Aber eines zeigt der Streit ganz sicher: Die geplante dezentralisierte Vergabe von Domainnamen kommt schon jetzt ins Schwanken. Sollte Image Online Design naemlich ihre Forderungen durchsetzen, haette sie die Hoheit an allen Domainnamen, die mit .web enden und koennte natuerlich auch die Preise dafuer selbst bestimmen. Während in den USA die Domain-Besetzer immer noch gute Geschäfte machen, wie zuletzt der Verkauf von drugs.com gezeigt hat, zerren europäische Unternehmen Domain-Besetzer oft erfolgreich vor den Kadi. So zog die Deutsche Bahn AG gegen einen Geschäftsmann vor Gericht, der sich die Adresse www.hauptbahnhof.de gesichert hat. "Hauptbahnhof ist ein Begriff, den jeder mit der Deutschen Bahn assoziiert", sagt Bahnsprecher Gerd Felser. Fremde Internet-Auftritte unter diesem Namen seien daher nicht erwünscht. Die Deutsche Bahn kämpft bereits zum zweiten Mal gegen einen Privatmann Auch die Internet-Adresse www.bahnhof.de hat sie sich von einem privaten Nutzer erstritten. "Die Bahn will die Internet-Adressen anscheinend sammeln", wundert sich der Anwalt des Düsseldorfer Geschäftsmanns, Steffen Wilde. www.bahnhof.de wurde im Internet allerdings zu einem Abstellgleis. "Diese Seite wurde vorübergehend abgeschaltet", heißt es heute unter dem Logo der Bahn. Falls die Bahn den neuen Prozess gewinnt, ist auch die Zukunft der Seite www.hauptbahnhof.de ungewiss. Gegen große Unternehmen oder Städte haben Privatpersonen meistens schlechte Chancen. Vor wenigen Wochen scheiterte ein Mann vor Gericht, der die Internet-Adresse www.badwildbad.com verwendet hatte. Die Stadt Bad Wildbad sah sich in ihrem Namensrecht verletzt und klagte vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe. Auch der private Nutzer der Internet-Adresse www.eltern.de hatte keine Chance gegen die gleichnamige Zeitschrift. Auf der Homepage hatte er die Adresse gegen ein Höchstgebot versteigern wollen. Doch die Richter machten ihm einen Strich durch die Rechnung. (netnews/dpa/pte)