Murnau - 2001 jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag des österreichisch-ungarischen Dichters Ödön von Horvath, der am 1. Juni 1938 bei einem Spaziergang auf dem Pariser Prachtboulevard Champs Elysee im Gewitter von einem Ast erschlagen wurde. Von 1924 bis 1933 lebte der Schriftsteller in der oberbayerischen Gemeinde Murnau am Staffelsee, die in den nächsten Monaten mit Theaterstücken, Ausstellungen und Symposien an dieses Jubiläum erinnert. Die Schirmherrschaft zu diesem "Murnauer Horvath-Jahr 2001" hat der Literatur-"Papst" Marcel Reich-Ranicki übernommen. Der am 9. Dezember 1901 in Susak/Fiume, dem heutigen Rijeka, geborene Autor kam im August 1924 nach Murnau. Vom ersten Tag seines Aufenthaltes an saß Horvath in den Wirtshäusern herum und notierte sich auf kleinen Zetteln die Erzählungen der Einheimischen., die später in den Theaterstücken und Aufsätzen wieder auftauchten. "Leben ohne Geländer" Horvath zog ein buntes Künstlervölkchen an den Staffelsee. Gustaf Gründgens und Francesco von Mendelssohn reisten aus Berlin an und brachten als Afrikaner in Baströckchen oder Schulbuben in Matrosenanzügen Stimmung in die eine oder andere Faschingsfeier. Im Februar 1933, wollte Horvath in seiner Stammwirtschaft "Hotel Post" das Radio abschalten, als eine Rede Hitlers übertragen wurde. Am Nachbartisch sitzende Nationalsozialistenwurden sofort handgreiflich. Freunde brachten Horvath in Sicherheit und drängten ihn, seine jahrelange Wahlheimat zu verlassen. Seit 1988 ist die Marktgemeinde Murnau bemüht, das kulturelle Erbe von Horvath zu bewahren. Mit Hilfe des Archivs der österreichischen Nationalbibliothek konzipieren Christine Schmidjell und Evelyne Polt-Heinzl ihre Ausstellung "Horvath und der Film", die im September eröffnet wird und von Murnau nach München, Berlin, Paris und Wien wandert. Im Mittelpunkt des Gedenkjahres steht aber das Symposium "Leben ohne Geländer", das vom 28. bis zum 30. September vorgesehen ist. (APA/dpa)