Der IT-Arbeitsmarkt bietet aufgrund des akuten Personalmangels ungeahnte Möglichkeiten. Vor allem Frauen stehen derzeit alle Türen offen. Leider behindern sie sich aber oft selbst und nutzen die gebotenen Chancen nicht ausreichend. Die Gründe dafür sind im traditionellen Rollenverhalten, fehlender Risikobereitschaft sowie einer überzogenen Bewertung der Anforderungen an den neuen Job zu suchen. Begehrte Mitarbeiterinnen Dabei sind Frauen am IT-Arbeitsmarkt noch begehrter als in der Vergangenheit. Die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften Effektivität, Effizienz und Hartnäckigkeit in der Sache sollen ihren Erfolg sichern. Dazu kommen dann noch soziale Fähigkeiten. Wer zweifelt, ob die fachliche Qualifizierung ausreicht, kann diese innerhalb des Unternehmens durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote auffrischen. Trotz dieser Lorbeeren liegt der Frauenanteil in der IT immer noch unter zehn Prozent. Unter den Entwicklern sind maximal 20 Prozent Frauen zu finden, mit Datenbanken arbeiten bis zu 25 Prozent und - wie nicht anders zu erwarten - im Bereich Support sind bis zu 50 Prozent weibliche Mitarbeiter anzutreffen. Als Ausnahmeerscheinung gelten Fraquen in den Bereichen IT-Vertrieb, Netzwerkadministration und Hardware-Support. Unterschiede beim Lesen von Stellenanzeigen Schon beim Lesen von Stellenanzeigen zeigen sich die ersten Unterschiede im Verhalten von Frauen und Männern. Frauen fragen sich zuerst, wie viel Prozent der gestellten Anforderungen sie nicht erfüllen können. Männer setzen ihr Können voraus und klopfen eher die Rahmenbedingungen ab. Anzeigen, die nicht über konkrete Aussagen zu Aufgabe und Anforderungen verfügen, sprechen Frauen in der Regel überhaupt nicht an. Kommt es trotzdem zu einem ersten Telefonat mit der suchenden Firma, hinterfragen Frauen dezidiert die Leistungsanforderungen, sehen ihre fachlichen Defizite und sagen Nein. Männer erkundigen sich überwiegend nach den Unternehmensstrukturen, der strategischen Gesamtausrichtung und dem Konditionspaket. Eigene fachliche Defizite halten sie nicht davon ab, sich zu bewerben - im Gegensatz zu Frauen. Im Gegenteil, Männer erwarten vom neuen Arbeitgeber, entsprechend geschult zu werden, Frauen dagegen erwarten von sich selbst, dass sie die Anforderungen bereits bei Dienstantritt erfüllen. Weibliche Bescheidenheit Frauen bewerten ihr Können häufig zu niedrig und sind zu wenig risikobereit, was neue berufliche Herausforderungen anbelangt. Sie suchen Jobs mit einer Erfolgsgarantie, in denen sie brillieren können und Lob erhalten. Diese finden sie aber natürlich eher in so genannten typischen Frauenberufen. Enttäuschungen sind für Frauen wesentlich schwerer zu verkraften als für Männer, deshalb wollen Frauen sie so früh wie möglich ausschalten. Stärken-Schwächen-Analyse Vor dem Schritt in ein neues berufliches Umfeld ist es wichtig, die eigenen Stärken und Schwächen herauszuarbeiten. Anhand einer Positiv-Negativ-Liste können Frauen sich selbst strategisch ausrichten und ihre beruflichen Ziele konkretisieren. Strategisch ausrichten heißt auch zu definieren, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie derzeit nicht mitbringen, und gleichzeitig zu planen, wie sie diese erlernen können. Frauen, die sich ihrer Defizite bewusst sind, können diese privat trainieren. Vor allem Frauennetzwerke eignen sich besonders, um diese Fähigkeiten zu optimieren. Auch die bestehenden Klischees - fachlich top und äußerlich graue Maus oder umgekehrt - müssen aufgebrochen werden. Arbeitgeber sind verstärkt bereit, sozial verträgliche Führungskonzepte einzuführen sowie längere Ausfallzeiten durch Schwangerschaft und Erziehungsurlaub zu akzeptieren. Darüber hinaus werden vermehrt gleitende Arbeitszeiten sowie Heimarbeitsplätze angeboten. Tipp Viel mehr Frauen sollten den Mut aufbringen, ihre Entscheidungen selbst zu treffen und sich nicht überwiegend von den Meinungen und guten Ratschlägen anderer abhängig machen.(red/Quelle:www.welt.de)