Wien - Der türkische Festnetz-Anbieter Alo Vatan streitet mit der Telekom Austria (TA) um 7.000 türkische Kunden. Nachdem Alo Vatan, selbst kein Betreiber, sondern nur Wiederverkäufer, den Carrier (Star Telecom) wechseln musste, habe die TA die Alo Vatan-Kunden nicht auf den neuen Carrier, MCI WorldCom, sondern auf ihr eigenes Netz geschaltet und verlange nun von jedem Kunden die Einwilligung für den neuen alternativen Betreiber. Für die Kunden sei es jedoch egal über welchen Betreiber sie verbunden würden, die Konditionen würden vom "Wiederverkäufer" Alo Vatan vorgeben, erklärte Geschäftsführer Ceyhan Pusmaz am Dienstag vor Journalisten. "Handstreich-Aktion" Pusmaz sieht in der "Handstreich-Aktion der TA" den Versuch, die an den Nischenanbieter verlorenen türkischen Kunden wieder zurückzugewinnen. "Alo Vatan verliert derzeit mehrere 100.000 S täglich. Es geht um ein jährliches Geschäftsvolumen von rund 250 Mill. S (18,2 Mill. Euro). In Österreich leben derzeit 240.000 Türken, die zu 60 Prozent in ihre Heimat telefonieren." Über den Betreiberwechsel sei man mit der Telekom Austria in Verhandlungen gestanden. Dass die TA die Alo Vatan-Kunden nicht wie vereinbart auf den neuen Betreiber, sondern - ohne die Kunden zu informieren - auf das eigene Netz geschaltet habe, sei für Alo Vatan völlig unerwartet gewesen und seiner Ansicht nach "unrechtmäßig". Die Regulierungsbehörde Telekom Control (TKC) habe die TA diesbezüglich bereits "gemahnt", so Pusmaz. Der Carrierwechsel war notwendig geworden, nachdem die TA den bisherigen Carrier der Alo Vatan, das Wiener Telefonunternehmen Star Telecom, wegen offener Rechnungen vom Netz getrennt hatte. Alo Vatan hatte sich bereits im Vorfeld die MCI Worldcom als neuen Carrier ausgewählt. Die Telekom Austria hatte die Alo Vatan-Klientel nicht als Preselection-Kunden des neuen Carriers eingerichtet, sondern die Kunden aufs eigene Netz geschaltet. Telekom: "Ganz korrekt" Die Telekom Austria ist sich im Streit mit dem türkischen Festnetzanbieter ALo Vatan keiner Schuld bewusst. Alo Vatan sei kein Kunde der TA. Daher habe man mit dem Unternehmen zu keinem Zeitpunkt Verhandlungen geführt. Vielmehr führe man Gespräche mit MCI Worldcom. Mit MCI stehe man im Einvernehmen darüber, dass es zuerst einer Einwilligung der Alo Vatan-Kunden bedarf, bevor sie als Preselection-Kunden des neuen Betreibers aufgenommen werden dürfen. Dass die Kunden bis dahin über die Telekom Austria telefonieren könnten, sei "ganz korrekt" und von der TKC so vorgesehen, sagte TA-Sprecher Martin Bredl am Dienstag. Bei Alo Vatan sieht man das anders. Die Telekom Austria habe erst fünf Tage davor informiert, dass sie die Star Telecom vom Netz trennen werde - zu wenig Zeit, um von allen Kunden Einwilligungen für den Betreiberwechsel einzuholen, meint Alo Vatan-Geschäftsführer Ceyhan Pusmaz. Hinter Alo Vatan und Millenium.com stehen der türkische Mobilfunkriese Turkcell und der größte finnische Telekom-Konzern Sonera. Beide halten über die gemeinsame Firma Fintur 60 Prozent an der Holding der Alo Vatan, der deutschen European Telecommunication ETH AG. (APA)