Ankara - Ein Streit in der türkischen Staatsführung hat am Montag die türkischen Aktien- und Bondmärkte einbrechen lassen. Der Haupt-Aktienindex der Börse in Ankara rutschte in der Spitze um 16 Prozent ab. Der Kurs des richtungweisenden zehnjährige Bonds verlor fünf Punkte und die Rendite kletterte auf ein Zwei-Jahreshoch. Die Banken flüchteten aus der türkischen Lira und kauften von der Zentralbank Devisen in Rekordhöhe. Der türkische Ministerpräsident Bulent Ecevit dementierte jedoch Spekulationen über einen Rücktritt der Regierung und sagte, er werde die Vereinbarungen mit dem Internationalen Währungsfond (IWF) zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Landes einhalten. Streit zwischen Ecevit und dem türkischen Präsidenten Auslöser der Finanzmarkt-Turbulenzen war ein Streit zwischen Ecevit und dem türkischen Präsidenten Necdet Sezer. Ecevit hatte am Montag vorzeitig ein Treffen des einflussreichen Nationalen Sicherheitsrats verlassen und vor Reportern in Ankara gesagt, er sei vom Präsidenten beleidigt worden. Ecevit sprach von einer "schweren Krise" im Verhältnis zum Präsidenten. Um welches Thema es bei dem Streit in dem Führungsgremium aus Militärs und Politikern ging, sagte er jedoch nicht. Der Ministerpräsident berief umgehend eine Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts ein. In der Vergangenheit war es mehrfach zu Differenzen zwischen Ecevit und Sezer gekommen. Flucht in "harte" Währungen Die Banken in der Türkei reagierten auf die politischen Streitigkeiten mit einer Flucht in "harte" Währungen, vor allem in den Dollar. Die Lira ist an einen Währungskorb aus Dollar und Euro gebunden, der sich im Verhältnis ein Dollar zu 0,77 Euro zusammensetzt. Die Lira ist daher gegenüber marktbedingten Wechselkursschwankungen immun. Ungeachtet dessen wurden bis zum Nachmittag nach Angaben von Geschäftsbanken bei der türkischen Zentralbank 1,6 Mrd. Dollar (1,8 Mrd. Euro/24,2 Mrd. S) gegen türkische Lira gekauft. "Das ist die höchste Summe die an einem Tag geflossen ist", sagte ein türkischer Analyst. "Die Regierung muss den Märkten versichern, dass sie sich weiterhin dem IWF-Programm verpflichtet fühlt", fügte er hinzu. (APA/Reuters)