Graz - Mit ihrer laut geäußerten Überlegung, der Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hans Sallmutter, solle nach dem Abgang des steirischen SPÖ- Chefs Peter Schachner-Blazizek die dortige Landespartei übernehmen, hat die Grazer SPÖ-Vorsitzende Tatjana Kaltenbeck-Michl offenbar ins Schwarze getroffen. Denn, wie in Kreisen der SPÖ zu erfahren ist, sei der Vorschlag durchaus ein bereits länger durchdachter und keineswegs eine Spontanidee Kaltenbecks gewesen. Es existiert in der steirischen SPÖ tatsächlich das Planspiel, Sallmutter in absehbarer Zeit als möglichen Nachfolger Schachner-Blazizeks "in Stellung zu bringen". Zu diesem Zweck hat es bereits "Vorgespräche" mit Sallmutter gegeben. Kaltenbeck hat diese Pläne durch ihr öffentliches Nachdenken aber durchkreuzt. Sallmutter bleibe dennoch ein ernst zu nehmender Kandidat für die Schachner-Nachfolge, heißt es. "Feindbild" Sallmutter Mit dem von der FPÖ zum "Feindbild" erkorenen Präsidenten des Hauptverbandes solle ein Gegenpol zum Wunschkandidaten Schachners, dem Spitalslandesrat Günter Dörflinger, präsentiert werden. Sallmutter hätte, so der Plan, die Gewerkschaft und große Teile der SPÖ hinter sich. Er könnte auch aufgrund seiner 57 Jahre als Übergangsvorsitzender fungieren und hätte genügend Zeit, einen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2005 zu suchen, so die Überlegung. Indes zögert Schachner- Blazizek nach wie vor, seinen Kandidaten Dörflinger schon jetzt ins Rennen zu schicken. Der Noch-Parteichef sei sich nicht sicher, ob Dörflinger schon jetzt eine Mehrheit in der Partei hätte. Daher sei auch der lange Zeithorizont, den Schachner für die Regelung seiner Nachfolge vorgibt - Mitte bis Ende 2002 -, als Versuch zu werten, Dörflinger Zeit zu geben, heißt es. Kaltenbeck-Michl wiederum kämpft in Graz um die Vorherrschaft in der Stadt- SPÖ. Ihr Vorpreschen in der Causa Sallmutter könnte ihr nun etliche Minuspunkte eingebracht haben. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 20. 2. 2001)