Wien
Schwule und der Dreck am U-Bahn-Klo
Klo gesperrt
Wien - Den Wiener Linien
tut es Leid. Sie entschuldigen
sich. Hochoffiziell und über
den Stadtrat. Im Rahmen einer
Anfragebeantwortung im Gemeinderat. Schließlich, fügte
auch Stadtrat Sepp Rieder (SP)
Ende Jänner der Antwort auf
eine von den Grünen an ihn
gerichtete Anfrage hinzu, verurteile auch er die "unüberlegte und eindeutig diskriminierende" Wortwahl. Er gehe, so
Rieder, "davon aus, dass es
sich um ein einmaliges Fehlverhalten" handle.
Anlass für Anfrage und Entschuldigung war ein eigentlich banaler Anlass: ein gesperrtes U-Bahn-Klo am Keplerplatz.
Am 8. Dezember hatten sich
Fahrgäste - völlig zu Recht -
über stark verschmutzte Toiletten beschwert. Auch Kondome lagen im Dreck. Zur
Sperre - bis zum Eintreffen eines Putztruppes - veranlasste
aber eine blutige Spritze den
Stationswart: "Da das WC",
erklärte er per Aushang, "immer wieder durch Drogensüchtige, Obdachlose und
Homosexuelle verunreinigt
wird, bleibt es geschlossen."
Den Aufschrei der - ob solcher und ähnlicher Gedankenlosigkeiten - hoch alerten
Schwulen- und Lesbenszene
hörte man auch im Rathaus:
Die Grünen fragten prompt, ob
es eine Verbindung zwischen
der Verschmutzung und sexueller Orientierung geben könne und ob, dieser Logik folgend, die Wiener Linien etwa
überlegten, orientierungsbedingte Verschmutzungen im
Vorfeld zu unterbinden. Dies
könne ja auch als Grund herangezogen werden, homosexuellen Menschen gleich die
Beförderung zu verweigern.
Rieders Antwort war klar -
und befriedigt sogar die Grünen. (rott/DER STNADARD, Print- Ausgabe, 20. 2. 2001)