Eisenstadt - Mit wochenendfrischer Rasanz näherte sich der Eisenstädter Schöffensenat den zentralen Fragen des Prozesses gegen Ernst Gassner, dem Exgeneraldirektor der Bank Burgenland. O War Ernst Gassner bewusst, dass die Howe AG und die so genannte Allhauer Gruppe verbundene Unternehmen im Sinne des Bankwesengesetzes gewesen sind, deren Kreditrahmen mit etwa 500 Millionen Schilling beschränkt war? O Hätte Ernst Gassner um das hasardähnliche Risiko bei der Vergabe dieser Kredite wissen müssen?

Die Beantwortung dieser Fragen muss auf Aschermittwoch, den Tag der Urteilsverkündung, verschoben werden. Aber die Umkreisung dieser Fragen warf ein beunruhigend bezeichnendes Licht auf die Mechanik des Finanzkarussells, das Gualterio Alejandro Hom-Rusch zum Drehen gebracht hatte. Paul Castellez, Exgeneraldirektor der AVA-Bank, berichtete davon.

Die Forderungen einer Hom-Rusch-Firma aus einer Baustelle seien als Kreditbesicherung zediert worden. Zugleich gab es eine Generalzession an die Eisenstädter Bank. Castellez suchte das Gespräch mit Gassner, schlug die Entsendung eines Geschäftsführers zur Abwicklung dieser Baustelle vor, denn "meiner Meinung nach war die Firma insolvent".

Gewundert habe er sich, dass von der Eisenstädter Bank - nach der Fusion mit der Hypo im Jahr 1991 Bank Burgenland - keine Reaktion gekommen sei. 1994 habe man eine Klage gegen Hom-Rusch vorbereitet und der Bank Burgenland davon Mitteilung gemacht. Wenig später war die - "beträchtliche" - Restrate beglichen. In dieser Zeit wurden die Hom-Rusch-Firmen "reorganisiert" und zur Howe AG zusammengefasst. Die Allhauer Holzwerke im Südburgenland zählten für die Bank Burgenland dann allerdings nicht mehr zum Hom-Rusch-Komplex. Für deren technischen Geschäftsführer, Josef Jaindl, schon. Rechnungswesen und Buchhaltung wurden immer noch über die Zentrale in Wien abgewickelt. Nach Markt Allhau seien nur postalische Irrläufer gekommen. Unter anderem einer von der Bank Burgenland, in dem von der Bezahlung einer Holzlieferung gesprochen wurde, die in Allhau freilich nie angekommen war. 1994 übergab Jaindl Ernst Gassner eine Liste offener Forderungen an die Howe-Gruppe: 138 Millionen. 1996 noch eine: 233 Millionen. Ernst Gassner bestritt vehement diese Höhe. Es seien Rechnungen ja auch bezahlt worden.

Die Vorstandskollegen von Ernst Gassner, Günter Widder und Manfred Schneider, entschlugen sich der Aussage. Sie werden wegen "bewussten Zusammenwirkens" mit Ernst Gassner gesondert verfolgt.(Wolfgang Weisgram, Der Standard, Printausgabe, 20.02.2001)