Es ist ja nicht so, dass Günther Schneider-Siemssen ein Teil jener Bussi-Bussi-Szene wäre, die glaubt, ihre Existenz berechtigte sie auf jeder Gästeliste zu stehen. Von denen, weiß der 75-jährige, den Herbert von Karajan an die Oper holte und der dort über 30 Jahre Chefbühnenbildner war, gibt es ohnehin schon genug. Außerdem sind, so Schneider-Siemssen "jährliche Mehreinnahmen von fünf Millionen Schilling wohl Grund, mich nicht Schnorrer zu nennen." Soviel bringen nämlich jene 44 Logen, die der Bühnenbildner "erfand", als er 1986 das mittlerweile standardisierte Opernballsetting mit der "Spiegelung" der Opernlogen in den Bühnenraum schuf. Dass Günther Schneider-Siemssen für den "Ball der Künstler der Oper" (Ballchefin Elisabeth Gürtler ) keinen Eintritt zahlen würde, war jahrelang klar. War: Heuer, ließ Staatsopernchef Ioan Holender dem Mann, dessen 50-jähriges Bühnenjubiläum heuer gefeiert werden soll, ausrichten, müsse er sich Karten im Vorverkauf besorgen. Zum Vollpreis. Falls es noch welche gäbe. Nicht dass Schneider-Siemssen zu arm wäre. Aber "diese Art ist indiskutabel. Gerade dann, wenn man den Ball einen Ball der Künstler nennt, ist dies gegenüber denen, die ihn gemacht haben, das Letzte." Nicht nur der Ball, "die ganze Staatsoper" sei für ihn damit ein abgeschlossenes Kapitel. Seitens der Oper wird bedauert: Man sei für die Leistung von einst dankbar, "wir sehen aber keinen Anspruch". Die Künstlerballfrage reizt auch andere: Man möge, verlautet Richard Lugner , bitte zur Kenntnis nehmen, dass "der Opernball kein Künstlergschnas ist, sondern ein Aushängeschild der Republik." Kritik an seinen bezahlten Gästen sei unfair: "Schauspieler und gekrönte Häupter waren immer die interessanten Farbtupfer." (rott)