Wien - Zu einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Asylwerbern kam es am Montagvormittag in einem Flüchtlingsheim in der Sonnwendgasse in Wien-Favoriten. Was den Streit zwischen einem 29-jährigen Iraner und einem um ein Jahr älteren Mann aus Afghanistan ausgelöst hatte, war zunächst unklar. Jedenfalls verfolgte der Afghane den Iraner bis auf die Straße, wo er ihm mit einem Messer mehrere letale Stiche zufügte. Der Notarzt konnte nur mehr den Tod des Mannes feststellen.

Der mutmaßliche Täter konnte von einem afrikanischen Asylwerber und einem Passanten, der die Rauferei im Vorbeifahren mitbekommen hatte, entwaffnet und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden. Seine Einvernahme im Wiener Sicherheitsbüro war am Nachmittag noch im Gange.

Im Zimmer des afghanischen Flüchtlings wurden Blutspuren sichergestellt. Wahrscheinlich hatte er dort seinen Kontrahenten bereits verletzt. Dafür gab es laut Manfred Rossler vom Sicherheitsbüro aber keine Zeugen. Auch die anfängliche Meldung, es habe sich um eine Massenschlägerei gehandelt, stellte sich als falsch heraus.

Das Flüchtlingsheim wurde vor knapp zwei Jahren vom Österreichischen Kolpingwerk an die F.M.S.W. Hotelbetriebsgesellschaft verkauft. Die Asylwerber werden vom Innenministerium zugewiesen; bei voller Belegung bietet das Gebäude Unterkunft für 240 Menschen.

"Wir bedauern den Todesfall zutiefst", sagte eine Sprecherin des Heimes im Gespräch mit dem STANDARD. Es habe vorher keinen Hinweis auf einen Konflikt zwischen den Beteiligten gegeben. Zu kleineren Wortgefechten komme es generell immer wieder. "Aber das ist angesichts des existenziellen Druckes, unter dem Asylwerber leben, verständlich." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 2. 2001)