Ein Dauerbrenner unter den sachbezogenen Plänen der Regierungsparteien für ein neues ORF-Gesetz lautet: "Präzisierung des öffentlich-rechtlichen Auftrags". Vom Küniglberg kommt man dem zuvor und auch gleich entgegen: Am Montag kündigte der ORF eine "öffentlich-rechtliche Programmoffensive" an. Und Generalintendant Gerhard Weis tut kund: "Mit dem erweiterten Angebot wollen wir unser öffentlich-rechtliches Profil stärken."

Die wichtigsten Profilierungspläne: Ein neues Europamagazin soll ab Mitte April am späteren Mittwochabend mit dem "Report International" abwechseln. Als Moderator kolportiert: der bürgerliche ORF-Kurator und frühere "Pressestunde"-Dauermoderator Günter Ziesel. Ex-"ZiB 1"-Chef Franz Kössler (Ö1-"Europa-Journal") hingegen soll gerade für die Sendungsverantwortung abgesagt haben. Die Religionssendung "Kreuz & Quer" kommt ab April wöchentlich statt alle 14 Tage und wird um die Diskussionssendung "Philosophicum" (so der Arbeitstitel) ergänzt. "Brennpunkt" kommt ab Mitte April früher (freitags, 21.20). "Heimat" von Regierungswerber Horst-Friedrich Mayer wiederum wird an Feiertagen mit "Klingendes Österreich" kombiniert.

Der Termin der "Offensive" lässt einigen Spielraum für Interpretationen. Als Reaktion auf die anfangs harsche Kritik von Politik und Printmedien an der ORF-Reality "Taxi Orange" kommt sie spät: Auch wenn im April die zweite Staffel beginnt, Kuratoren der Regierungsparteien haben inzwischen Verständnis bekundet. Variante 2: einer schärferen Definition im Gesetz zuvorzukommen.

Möglich aber auch, dass der ORF-General selbst damit sein Profil schärfen könnte. Auch wenn er gerade von baldiger Pension sprach, schloss er ein neuerliches Antreten bisher nicht rundweg aus. (fid)