Wien - Nördlich des Unterbergs in den niederösterreichischen Voralpen liegt ein Tal, das Wanderer wegen seiner natürlichen Schönheit schätzen. Für den Besitzer ist es allerdings zur Last geworden, denn das Annental gehört nicht irgendwem: Es ist eine rund 900 Hektar große Liegenschaft mit Wohnhäusern, Jugendherberge und einer 870 Hektar großen Eigenjagd, die der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien unter anderem als Seminarzentrum dient. Schon seit Jahren tat sich die Kammer schwer mit dem Erbe früherer Generationen, die hier ein Urlaubszentrum mit 46 Zimmern, Hallenbad und Sauna aufgebaut hatten: "Alles im Stil der sechziger Jahre, auch was die ungenügende Wärmedämmung betrifft", befindet Karl Öllinger. Bekannte Forderungen Der Grünen-Politiker hatte bereits vor zehn Jahren den Verkauf des Annentals gefordert, da der Betrieb noch dazu laufend Verluste schrieb. Allein der Forstbetrieb brachte der Wiener Arbeitnehmervertretung im Jahr 1998 1,8 Millionen Schilling Verlust - und das, obwohl das Jagdrecht verpachtet ist. AK-Sprecher Wolfgang Mitterlehner legt Wert auf die Feststellung, "dass hier nie unsere Funktionäre gejagt haben. Das Jagen überlassen wir Primarien und Managern, die sich das leisten können und wollen." Noch unter AK-Präsidentin Lore Hostasch (in dieser Funktion 1994 bis 1997) wurde versucht, den Großgrundbesitz loszuschlagen - die AK brauche Geld für wichtigere Funktionen als für Ferienheime. Für das Urlauberheim wurde 1997 ein deutscher Investor gefunden, der Verkauf kam aber nicht zustande. Nun wird versucht, die Parzellen EZ 9 Grundbuch 19005 Gaupmannsgraben und EZ 66, Grundbuch 19046 Kleinzell gemeinsam loszuschlagen. Vor allem das Recht zur Eigenjagd könnte betuchte Interessenten anlocken - seit Öllinger von der Möglichkeit der Jagd weiß, erscheint ihm auch das Gerücht plausibler, dass sich der Industrielle und FPÖ- Politiker Thomas Prinzhorn für das Tal bei Hainfeld interessieren könnte: "Jetzt wird halt per Inserat ein Interessent gesucht, weil das ja eine schlechte Optik hätte, direkt an Prinzhorn zu verkaufen." Prinzhorn ist ein Kritiker des unrentablen AK-Grundbesitzes, hält die Idee aber für "abartig, einen so verschandelten Besitz - noch dazu zu teuer - zu kaufen". (DER STANDARD Print-Ausgabe, 20. 2. 2001)