Wien - Nach Jahren kriegsbedingter Schäden und Rückschläge ist Kroatien heute wieder auf dem "richtigen Weg", so der Befund des für das Osteuropa-Netzwerk der Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB) zuständigen RZB-Vize-Generaldirektors Herbert Stepic. Er sieht die Wirtschaft des Landes wieder auf Wachstumskurs, seit die politische Wende vor einem Jahr sowie die Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal die internationale Isolierung des Landes durchbrochen habe, sagte Stepic bei einem Hintergrundgespräch am Montagabend. Nach einem "katastrophalen Jahr 1999" war 2000 wieder ein touristischer Aufschwung zu verzeichnen, der auch den Handel entsprechend beflügelt habe. Das reale Wirtschaftswachstum dürfte 2000 rund vier Prozent betragen, nach einem - Kosovo-bedingten - Rückgang um 0,3 Prozent im Jahr davor und plus 2,5 Prozent 1998. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 7.100 Euro pro Kopf erreicht Kroatien 32 Prozent des EU-Durchschnittes und hinkt damit deutlich hinter Slowenien (71 Prozent), Tschechien (59), Ungarn (51), der Slowakei (47) hinterher. Die Kroaten besitzen aber mehr Kaufkraft als etwa Bulgarien (24) und Rumänien (27 Prozent). Durch den Krieg sei ein direkter Schaden von rund 25 Mrd. US-Dollar (27,5 Mrd. Euro/378 Mrd. S) entstanden. "Japan Osteuropas" Gemessen an der Inflation ist Kroatien zum "Japan Osteuropas geworden", so Stepic. Immerhin sei es gelungen, eine Hyperinflation binnen Jahren auf erwartete 7,8 Prozent Jahresinflation einzudämmen. Für heuer und nächstes Jahr wird eine Teuerungsrate von je 4 Prozent erwartet. Österreich ist der fünftwichtigste Handelspartner Kroatiens, bei den Direktinvestitionen liegt Österreich hinter den USA und Deutschland auf dem dritten Platz. Die bevorstehenden Privatisierungen böten großes Potenzial für heimische Investoren, vor allem im Industriebereich. RBA will unter die Top Drei Die Raiffeisenbank Austria war bei ihrer Gründung 1994 die erste westliche Bank in Kroatien, heute ist sie die führende Auslandsbank des Landes. Das Institut rangiert mit fast vier Prozent Marktanteil unter den Top-Fünf-Banken des Landes. Stepic will bis 2005 den Marktanteil mehr als verdoppeln und unter die drei größten Banken des Landes vordringen. "Die Raiffeisenbank ist ein Eckstein unserer Banknetzwerkes in Zentral- und Osteuropa", entsprechend fahre die RZB einen Wachstumskurs. Nach einer Kapitalerhöhung im Dezember um 200 Mill. Kuna auf 605 Mill. Kuna (78,4 Mill. Euro/1.078 Mill. S) ist die RBA kapitalmäßig bereits die viertgrößte Bank des Landes. Die RBA ist als Universalbank im Kommerz-, Privatkunden- und Investmentbankgeschäft tätig und laut Stepic "hochprofitabel". Die Eigenkapitalrendite (Return on Equity/RoE) lag 2000 nach Steuern bei voraussichtlich 22 Prozent. Mit der Bausparkasse ist Raiffeisen mit einem Marktanteil von 44 Prozent unangefochtene Nummer 1. (APA)