Wien - Die Sanierung des Budgets wird die Bundesregierung nach Ansicht von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FP) noch mindestens drei Jahre beschäftigen. Seine für 1. März geplante Budgetrede werde zum Inhalt haben, "dass wir erstmals einen ausgeglichenen Haushalt haben. Das heißt aber nicht, dass das Problem an sich erledigt ist. Der Sanierungsprozess begleitet uns zumindest noch die nächsten drei Jahre", sagte Grasser in einem Interview für die neueste Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "trend". Optimist und Positivdenker Der Finanzminister hofft auf das Gelingen des Nulldefizits, da er "Optimist und Positivdenker" sei. Allerdings: "Wenn die Märkte einbrechen, haben wir neue Voraussetzungen, die mit der Bevölkerung diskutiert werden müssten. Es kann kein Nulldefizit um jeden Preis geben", sagte Grasser laut "trend"-Vorabmeldung vom Dienstag. Grasser spricht sich in dem Interview auch "aus grundsätzlicher Überlegung" für Selbstbehalte im Gesundheitswesen und eine weitere Überprüfung des Transfersystems aus. Nulldefizit kontra Wahlzuckerl Der Budgetexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts, Gerhard Lehner, glaubt nicht daran, dass die Regierung gleichzeitig alle Wahlversprechen erfüllen und das Budget nachhaltig sanieren könne. Ebenfalls in der am Donnerstag erscheinenden Auzsgabe des "trend" sagt der Berater des Bundeskanzlers, dass die Budgeterstellung 2003 schwieriger als 2002 sein werde, da es dann keine Fondsabschöpfungen mehr gebe und der Bundesbeitrag zur Pensionssicherung um mehr als zehn Milliarden Schilling in die Höhe springen werde. Zur Möglichkeit der Erfüllung aller Wahlversprechen sagt Lehner: "Man wird die Begehrlichkeiten teilweise auf 2004 verschieben müssen, Wahl hin, Wahl her. Das muss man den Menschen auch zeitgerecht sagen." Probleme werde es geben, da verschiedene Interessensgruppen "Früchte ernten wollten". Lohnsteuersenkungen hält Lehner für unrealistisch, er plädiert aus Gründen der internationalen Glaubwürdigkeit für eine strikte Fortführung des Nulldefizitkurses. "Die Regierung wird gar keine andere Chance haben, als ein ausgeglichenes Budget zu machen", sagt der Experte. Steuerreform: "Großes Volumen bewegen" Karl-Heinz Grasser will bei der für das Jahr 2003 geplanten Steuerreform "ein großes Volumen bewegen". Wie viel tatsächlich finanzierbar sei, werde nach den Jahren 2001 und 2002 klar sein. Entscheiden über die Pensionsreform wolle er deshalb erst im Jahr 2003. "Ob das vor oder nach der Wahl ist, ist nicht entscheidend, weil sie kein Wahlzuckerl sein soll", sagte Grasser in der Mittwoch-Ausgabe des "Kurier". In einem Schritt strebt der Finanzminister dabei folgende Maßnahmen an: Entlastung der unteren Einkommen; Senkung des Spitzensteuersatzes bei "Veränderung der Progression"; Anreize, erwerbstätig zu sein: "Zwischen Arbeitslosengeld und Einkommen muss ein Unterschied sein - es muss sich auszahlen, zu arbeiten"; Senkung der Körperschaftssteuer sowie Anreize, um in Forschung und Entwicklung zu investieren. (APA)