Riga/Stockholm - Zu heftigen amtlichen Reaktionen in Riga hat der Dokumentarfilm "Bye Bye Beauty" des Schweden Pal Hollender über die lettische Sexindustrie geführt. Staatspräsidentin Vaira Vike-Freiberga bezeichnete den Streifen am Dienstag als "politische Propaganda". Hollender führt vor der Kamera für jeweils 200 Dollar gekauften Sex mit sechs Lettinen vor und gibt die Behauptung wieder, knapp die Hälfte aller Bürgerinnen des baltischen Landes zwischen 18 und 30 Jahren hätten derartige Dienste mindestens jeweils einmal in ihrem Leben gegen Geld geleistet. Ausstrahlungsverbot und Gegendarstellungen Innenminister Mareks Seglins beauftragte die Rechtsabteilung seines Ministeriums und die Staatspolizei, rechtliche Möglichkeiten für ein Ausstrahlungsverbot und Gegendarstellungen zu prüfen. Das schwedische Außenministerium werde um eine offizielle Reaktion gebeten, da der vom Privatsender TV3 in Schweden ausgestrahlte Film von einer staatlichen Filmförderung mitfinanziert worden sei. TV3, der als Kabelsender seinen Hauptsitz in London hat, schickte am Dienstag eine Vertretung der Geschäftsleitung nach Riga, um den Film gegen die Kritik aus dem Baltikum auch bei Gesprächen mit Regierungsvertretern zu verteidigen. Der Streifen war auch beim größten schwedischen Filmfestival in Göteborg gelaufen, wo er vor allem Diskussionen wegen der Sexszenen des Autors mit Lettinnen auslöste. Schlüsselfilm In dem in Lettland bisher nicht gezeigten Film kommen auch Schlüsselfiguren der lettischen Sexindustrie in Interviews zu Wort. Sie sagen demnach dabei aus, dass etwa 18 000 Prostituierte in Lettland arbeiten und nahezu jede zweite Frau in dem baltischen Staat Beischlaf gegen Bezahlung betrieben habe. Nach offiziellen Zahlen gibt es höchstens 3 000 Prostituierte in Lettland. (APA)