Wien/Tirol - Das Provisorium zur Finanzierung der BSE-Folgekosten - Tiermehlentsorgung und Schnelltests wurden bisher je zur Hälfte von Bund und Ländern bezahlt - soll zumindest um weitere zwei Monate bis Ende April verlängert werden. Das wurde am Dienstag im Ministerrat beschlossen. Obwohl die Länder erst vergangenes Wochenende angekündigt hatten, keinen weiteren Schilling mehr zu berappen. Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FP) zeigte sich jedoch zuversichtlich: Es werde zu neuen Gesprächen kommen. Bund und Länder hatten bisher je 65 Millionen Schilling pro Monat bezahlt. Ende April müsse jedoch eine endgültige Regelung gefunden werden. Im STANDARD-Gespräch listete Grasser seine persönlichen Prioritäten auf. Das Geld komme a) durch Umschichtungen des Agrarbudgets aus Brüssel, was ihm zwar am liebsten, aber am unwahrscheinlichsten sei; b) über Gebühren, die im Schlachthof eingehoben und in Folge auf den Handel, also die Konsumenten umgewälzt würden. Immerhin, rechtfertigte Grasser den Zugriff auf den Handel, der auch von Minister Haupt favorisiert wird, seien die Erzeugerkosten in den vergangenen 27 Jahren um zehn Prozent, die Verbraucherpreise aber um 150 Prozent gestiegen. Eine Erhöhung bestehender oder Einführung neuer Steuern lehnt Grasser ab. Insgesamt stünden fünf verschiedene Finanzierungsmodelle zur Diskussion. Tiroler Kehrtwende Der Handel ließ gleich am Dienstag wissen, dass er es "strikt ablehnt, für BSE zur Kasse gebeten zu werden". Hannes Mraz, Gremialvorsteher des Lebensmittelhandels, verwies auf einen "dreistelligen Millionenbetrag", den der Finanzminister über diverse Gebühren abschöpfe. Dem Handel werde einerseits vorgeworfen, dass er im Europavergleich zu hohe Preise habe und dass er andererseits mit Lebensmitteln Schleuderpolitik betreibe. Seit der BSE-Krise sei es über Angebote sehr wohl zu einer Verbilligung des Rindfleisches für den Endverbraucher gekommen. Tirol macht indes eine Kehrtwende in Sachen Düngemittel. Es will Klärschlamm doch verbieten. Vergangenen Juni hat der Landtag mit VP-SP-Stimmen Klärschlamm auf landwirtschaftlichen Flächen erlaubt, auch vor drei Wochen wollten verantwortliche Politiker nicht davon abgehen. Dann machten Landwirtschaftskammer und Tirol-Milch, die von Klärschlamm-Bauern keine Milch mehr nimmt, Druck - jetzt wird verboten. (APA/bs/ef/DER STANDARD, Printausgabe, 21.2.2001)