Cannes - Nach monatelangem Warten auf funktionstüchtige GPRS-Handys (General Packet Radio System) ist die mobile Internet-Technologie auch in Österreich im Kommen. GPRS-Handys von Sagem und Motorola sind in Österreich bereits am Markt, alle anderen namhaften Hersteller wie Ericsson, Samsung, Mitsubishi und Philips wollen in den nächsten Wochen und Monaten mit ihren Modellen folgen, die noch bis Donnerstag auf der weltgrößten Handymesse - dem 3GSM World Congress - in Cannes präsentiert werden. Allein die GPRS-Handys von Nokia sollen erst zu Jahresende auf den Markt kommen. In Österreich wird die neue Technologie, die den Einstieg ins Internet über ein Handy verbilligt und beschleunigt, bereits von der Mobilkom Austria und tele.ring angeboten. max.mobil will mit dem kommerziellen Betrieb Anfang April folgen, One ebenfalls noch in diesem Quartal. Bei der GPRS-Technologie, die als Vorstufe für die dritte Handygeneration UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) gilt, werden Daten in Paketen - und nicht wie bei GSM kontinuierlich - übertragen. Der Kunde ist bei GPRS ständig online, damit entfällt das lästige und zeitaufwändige Einwählen ins Internet. Während man bei tele.ring für die GPRS-Nutzung nur die effektive Datenübertragung - etwa das Herunterladen einer Homepage oder das Empfangen oder Senden von E-Mails - zahlt, verrechnet die Mobilkom bei GPRS bis zu einem Datenübertragungsvolumen von 50 MB nach Minuten. 25 kbit pro Sekunde Die österreichischen Handynetze schaffen bei GPRS derzeit eine Übertragungsgeschwindigkeit von rund 25 kbit pro Sekunde. Bei herkömmlichen GSM-Handys beträgt die Geschwindigkeit vergleichsweise 9,6 kbit, ISDN läuft mit 64 kbit. Die GPRS-Übertragungsrate hängt aber nicht nur vom Netzwerk der Handynetzbetreiber, sondern auch von der Anzahl der sogenannten "Zeitschlitze" der Handys ab. Dabei gilt: Je mehr Zeitschlitze, desto schneller läuft die Übertragung. Das GPRS-Handy von Motorola hat beispielsweise zwei Zeitschlitze, das Sagem-Handy drei. Am Mittwoch bringt die Mobilkom 5.000 Stück der GPRS-Handys von Motorola auf den Markt, kündigte Mobilkom-Generaldirektor Boris Nemsic vor Journalisten in Cannes an. Die GPRS-Handys von Motorola waren zwar bereits seit Monaten verfügbar, die Software der Geräte war aber bisher nicht mit dem GPRS-Netz der Mobilkom kompatibel. Die Handys seien nach zahlreichen Updates nun funktionsfähig, das GPRS-Netz optimiert, betonte Nemsic. Dennoch könne das eine oder andere Problem nach wie vor nicht ausgeschlossen werden: "GPRS ist ein enormer technologischer Schritt", so Nemsic. Der Schritt vom derzeitigen Handystandard GSM zur GPRS sei größer als von GPRS zum dritten Mobilfunkstandard UMTS. Rund 1.000 GPRS-Kunden hat die Mobilkom derzeit, bis Jahresende sollen es 50.000 werden, prognostizierte Nemsic. Die in Österreich weit verbreitete preisliche Stützung von Handys durch die Netzbetreiber wird auch bei GPRS weiter praktiziert werden. Das GPRS-Handy von Motorola kostet laut Listenpreis 4.500 S, bei der Mobilkom ist es um 1.990 S zu haben. Auf ein europaweites Roaming bei GPRS werden die Kunden auf Grund der Komplexität der neuen Technologie jedoch noch ein paar Monate warten müssen. "Bis Jahresende wird es kein europaweites Roaming geben, Roaming wird nur vereinzelt möglich sein", betonte Nemsic. (APA)