Wien - Die Pensionisten-Vertreter von SPÖ und ÖVP fordern die Einbindung des Seniorenrates, der Dachorganisation der Pensionistenverbände, in die Diskussion um die Sozialversicherungen. Der ÖVP-Seniorenbund verlangt außerdem die Aufnahme des Seniorenrates als gleichberechtigte Interessensvertretung in den Hauptverband. Der Seniorenrat sei gesetzlich anerkannter Sozialpartner, dennoch hätten die zwei Millionen Pensionisten im Hauptverband weder Sitz noch Stimme, kritisierte Seniorenbund-Präsident Stefan Knafl bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Ignoranz wird nicht länger geduldet Zum Kassen-Gipfel mit Sozialminister Herbert Haupt (F) wäre auch der Seniorenrat einzuladen gewesen, meinte Knafl. Auch der Präsident des SPÖ-Pensionistenvebandes, Karl Blecha, kritisierte die "Ausgrenzung" der älteren Generation: "Wir lassen uns diese Ignoranz einfach nicht mehr bieten, über zwei Millionen ältere Österreicherinnen und Österreicher haben das Recht darauf, in Entscheidungen über die Zukunft der österreichischen Sozialversicherung eingebunden zu werden", sagte Blecha gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. Ohne Seniorenvertreter könne der Haupverband seine verfassungsrechtlich vorgegebene Aufgabe - die Vertretung aller Versicherten - nicht wahrnehmen, kritisierte Knafl. Gleichzeitig betonte er, es gehe dem Seniorenbund nicht um die Entsendung eines Vizepräsidenten in den Hauptverband. Allerdings strebe man zumindest ein Mitspracherecht im Präsidium an. Personalfrage im Hintergrund Die Personalfrage stehe ohnehin im Hintergrund, meinte der Knafl: "Ob Sallmutter, Oberchristl oder Gründler (das derzeitige Präsidium, Anm.) zwei oder drei Monate länger im Amt verbleiben ist von geringer Bedeutung." Wichtiger sei ein schlüssiges Reformkonzept. Hauptforderungen des Seniorenbundes: Mehr Durchgriffs- und Gestaltungsrechte für den Hauptverband, Beitragshoheit für die einzelnen Sozialversicherungen, die Einstellung aller freiwilligen Leistungen und die Abschöpfung der Rücklagen. Durch Zusammenlegungen will der Seniorenbund die derzeit 26 Sozialversicherungen auf 15 reduzieren. Beitragserhöhungen werden vorläufig abgelehnt. Haupt-Sprecher weist Pensionisten-Kritik zurück Der Sprecher von Sozialminister Herbert Haupt (F), Gerald Gross, hat Kritik der Seniorenvertreter von SPÖ und ÖVP an der Nicht-Einladung des Seniorenrates zum Kassen-Gipfel zurückgewiesen. Der Minister stehe natürlich voll hinter den Senioren, so Gross am Mittwoch gegenüber der APA. Zum Gipfel eingeladen habe man aber lediglich jene Organisationen, an die auch Personal- und Sachvorschläge in Begutachtung gehen - also ÖGB sowie Arbeiter-, Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer. Sollte es eine Einigung geben, werde der Minister die Seniorenorganisationen von SPÖ, ÖVP und FPÖ selbstverständlich zeitgerecht informieren. Die Forderung des ÖVP-Seniorenbundes nach Vertretung des Seniorenrates im Hauptverband wies Gross zurück: Im Hauptverband seien ausschließlich die Sozialversicherungsträger vertreten. "Meines Wissens ist der Seniorenrat keine Trägerorganisation", so Gross. (APA)