Ian Schrager hat ein neues Hotel in New York eröffnet, nach Paramount, Morgans und Royalton nun das "Hudson". Er nennt sein Konzept "Hotel als Lifestyle" und so überrascht die Herberge nicht als clean durchgestyltes Designerhotel, sondern als eine Mixtur von Stimmungen und Situationen, die zum Benutzen und Experimentieren einladen. Verantwortlich für das Design zeichnet Philippe Starck mit Anda Andrei. Das Ziegelgebäude blieb nach außen hin unverändert, designt wurden lediglich die diversen Lebensbereiche des Gastes. Der Gast taucht über einen schmalen Eingang in das Hotel ein, Rolltreppen geleiten ihn in sein temporäres Heim. Die zweigeschoßige schluchtartige Passage wird von Glas in einer Farbe zwischen Neongrün und Zitronengelb beherrscht, was gewissermaßen Spannung aufbaut. Dahinter erwartet ein mit üppigem Efeugrün überdachter Teil des Hofes als Lobby unvermutet ruhig und dunkel den Ankömmling. Ein überdimensionaler Luster von Ingo Maurer hängt über dem langen Empfangspult aus geschnitztem Holz. Auf der gegenüberliegenden Seite kehrt ein weiß schimmernder Raum herkömmliche Raumbeziehungen und Proportionen um: die Hudson Bar. Das Licht des Fußbodens aus opaquem Glas bestrahlt die tiefliegende Decke mit einem Gemälde von Francesco Clemente, im Raum scheint das Sammelsurium an Sitzgelegenheiten durch die Unterleuchtung beinahe zu schweben: ein Baumstamm von Droog Design, Sessel im Stil Louis XV mit neongelben Softgel-Auflagen, dem aktuellen Trendmaterial. Ansonsten dominiert Dämmerung das Hotel, Bühnenscheinwerfer erzeugen punktgenaue Akzente. Ian Schrager will sein Hotel als Schnittpunkt zwischen Gästen und Stadtbewohnern etablieren. In den nächsten sechs Monaten wird ein Boxring fertig gestellt, nebst einem Schwimmbad mit Olympiadimension, einem Basketballcourt und einer Bowlingbahn. Der französische Designer arrangiert und interpretiert herkömmliche Funktionen, nicht die eines Hotels, eher einer großzügigen Wohnung. Ein Trick liegt in der Dimensionierung. Manches ist ein bisschen großzügiger als gewohnt. Die Zimmer des ehemaligen Frauenwohnheimes sind dafür klein, aber gemütlich. Starck bringt Holzboden und Holzwände ins teppichgewöhnte New York und lässt die weißen Vorhänge leuchten. Wie Kojen eines noblen Kreuzfahrtsschiffes laden sie zum Rückzug ein, die Message ist aber klar, wer nach New York gekommen ist, um nur im Zimmer ein Buch zu lesen, der ist hier fehl am Platz. Alle Räume sind mit Internetanschluss ausgestattet und eine umfassende Kollektion an CDs für die Stereoanlage kann ausgeborgt werden. Das Konzept der kleinen Zimmer und des "Service on Demand" ermöglicht den günstigen Basispreis von 95 Dollar. Herzstück des Komplexes ist der überdachte Park, eine großartige halbüberdachte Stadtveranda: Verstreut arrangiert liegen einzelne Einrichtungsgegenstände, Polster und Decken herum und erzeugen den Eindruck, als wäre das Hotel die eigene Wohnung; Wer vergisst, dass bald 1000 Zimmer fertig gestellt sind, muss aufpassen, dass die kuscheligen Sofas nicht zu gemütlich werden. Eine überdimensionale Gießkanne als Gag konnte sich Phillippe Starck offensichtlich nicht verkneifen, machte ihn diese Art von designerischem Augenzwinkern doch berühmt.

Der Lifestyle, den Schrager mit seinen Hotels prägt, wird zukünftig auch in Shops vertrieben werden. Dazu gehören viele der zahlreichen Einrichtungsgegenstände, die für seine Werke entwickelt wurden, aber auch Kleidung, Geschirr, alles, was zu seinen Gästen passt. Gerd Zehetner []

"Hudson", 356 West 58 Street New York, NY 10019, Tel. 001 / 212 /5546000

Großes Bild: Lobby des "Hudson". Darunter: Fassade und Rolltreppe im Hotel. Kleines Bild: Philippe Starck (li.) und Ian Schrager.
Fotos: Michael Mundy