Prag - Der tschechische sozialdemokratische (CSSD) Ministerpräsident Milos Zeman hat Staatspräsident Vaclav Havel erneut verbal attackiert, indem er dem Staatsoberhaupt vorwarf, dass er die Rolle des Bindegliedes in der Gesellschaft nicht erfülle, sondern die Bürger eher spalte. "Leider habe ich den Eindruck, dass der gegenwärtige Präsident nicht die Rolle des Bindegliedes erfüllt, sondern die Bürgergesellschaft als Ganzes eher polarisiert", erklärte Zeman in seinem Bericht für den im April anberaumten CSSD-Parteitag, aus dem die tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" (Mittwoch-Ausgabe) zitierte. Die CSSD sollte laut Zeman bemüht sein, dass der künftige Präsident - Havels Amtszeit endet in zwei Jahren - in erster Linie das Symbol der tschechischen Staatlichkeit sei. Er solle den politischen Willen der Regierung und des Parlaments ausdrücken und nicht ihr Opponent sein. "Keinesfalls sollte der Präsident das machen, was auf die Schaffung von Burg-Parteien (die Prager Burg - Sitz des Staatschefs, Anm.) oder von Burg-Flügeln innerhalb der etablierten politischen Parteien und das Gewinnen von Agenten und 'fünften Kolonnen' in diesen Parteien hinausläuft", betonte Zeman weiters in Anspielung auf die oppositionelle Vierer-Koalition bzw. auf einige Sympathisanten Havels in der CSSD. Zeman hatte Havel schon im Jänner scharf attackiert, indem er den Staatschef indirekt zum Rücktritt aufforderte. "Jemand, der zum Verletzen der Gesetze auffordert, auch wenn es das Staatsoberhaupt wäre, hat in der Politik nichts zu suchen", erklärte Zeman im Zusammenhang mit der mittlerweile beigelegten Krise um das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (CT). Havel stellte sich in dem Streit hinter die streikenden Mitarbeiter des staatlichen Fernsehens. (APA)